Gebhard war schon immer—so dachte er—ein
Genussmensch gewesen, bis er notgedrungener massen eines besseren belehrt
wurde. Ein Anfall von Pseudo Angina-Pectoris brachte ihn notfallmässig ins
Hôpital Americain de Neuilly . Er war mit Geschäftsfreunden im Grand Véfour,
diesem wunderschönen Dreisternelokal im Palais Royal in Paris, zum Diner
gewesen. Als Zigarren und Liköre angeboten wurden hatte er ganz plötzlich einen
dumpfen starken Schmerz in der Brust verspürt. Schnell war die Ambulanz da und
einer der Geschäftsfreunde, der ja auch in Neuilly wohnte begleitete ihn zur
Notfallstation. Schon an nächsten Morgen konnte Gebhard das Spital verlassen,
es war nur ein falscher Alarm gewesen, ein Speiseröhrenkrampf der aber sehr schmerzhaft war und den Gebhard als
Alarmzeichen empfand. Zuhause in der Schweiz ging er zum Hausarzt sich einer
genauen Untersuchung zu unterziehen. Das Resultat war ein Schock, alle Parameter
waren im roten Bereich. Rauchen, vorbei, Bankette vorbei, Alkohol nur noch in Massen.
Ab sofort Sport und gesundes Leben sonst…..die Kunstpause des Arztes war so vielsagend,
dass Gebhard in diesem Augenblick beschloss sein ganzes Leben umzukrempeln.
Schon an nächsten Morgen verzichtete er auf die so
lieb gewonnene Pipi-Zigarette, den erste Genussmoment des Tages. Stattdessen
ging er Joggen; zwar hatte er keinerlei Sportbekleidung aber Segelschuhe die er ja immer mitnehmen musste
wenn er auf die Yacht seiner Partner eingeladen war, T-Shirt und eine alte
Jeans waren fürs erste als Ersatz
genügend. Nach joggen und Duschen trank er stehend in der Küche, die er
schon lange nicht mehr betreten hatte denn dies war der Bereich des Personals,
einen Kaffee. Da er auf die gewohnte Nachfrühstücks-Zigarette verzichten musste
hatte er auch keine Lust zu Frühstücken. Der Abschied von seiner, sich noch im warmen Bett räkelnden jungen Frau war
ungewöhnlich kurz. Sonst legte er sich ja meist noch mal zu ihr…………….denn die
Zigarette danach war wohl sicher die beste des Tages!
Mittags gab’s Salat und Wasser und die Trainingsraumsuche. Ja er suchte in der Nähe
des Büros ein Fitness-Studio. Essen gehen ohne die obligate postprandiale
Nikotindosis lockte ihn nicht. Bald schon merkte er, dass er die guten Essen
und den Wein, sowie die abendlichen Schnäpse nicht vermisste, ihm fehlte nur
die Zigarette. Schnell hat er die Pfunde, nein die Kilos purzeln sehen, doch was
ihm am meisten zu schaffen machte, war, dass seine Libido im Keller war und
blieb. Wie, fragte er sich soll man am Sex Freude haben ohne die postkoitale
Zigarette. Und so verkümmerte seine Ehe parallel zu seinem immer schlanker
werden. Einen dem Nikotin nicht unähnlichen Zustand erlebte er –sicherlich durch
Endorphine ausgelöst—nach etwa vierzig Minuten harten Trainings in Studio oder
einer Viertelstunde –nicht etwa joggen—sondern rennen. Dass sich seine junge Frau,
trotz seiner wiedergefundenen Schlankheit, aus Frust von ihm ab und mehreren
Liebhabern zu wandte störte ihn nicht, denn rauchen wollte er nie wieder und
ohne Zigarette waren Essen und Liebesspiel einfach kein Genuss.
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