Warum fragten
sich die Angestellten und auch viele Kunden dieser Handelsfirma, ja warum
behält Herr Odier diesen unfähigen immerzu meckernden Mitarbeiter Herrn Krieg. Ja wieso schmeisst
er ihn nicht endlich raus, denn Gründe für eine—selbst Fristlose—Kündigung
waren genug da und durch das unflätige Verhalten von Krieg kamen fast täglich
neue dazu. Aber Herr Odier widerstand den Ermahnungen und Ratschlägen seiner
besten Mitarbeiter und nahm den Verlust gewisser Kunden, die nichts mehr mit
Krieg zu tun haben wollten, in Kauf. Er liess den „Schandfleck Krieg“ gewähren,
ja als Krieg merkte, dass die Lage brenzlig wurde feierte er—mit Hilfe eines
sich Arzt nennenden Quacksalbers—Krank. Wenn sie schon die Modediagnose Burnout
hörten bekamen viele Kollegen Krämpfe.
Wie so oft kam
die Wahrheit durch einen dummen Zufall—leider viel zu spät—ans Licht. Krieg
verbrachte mehrere Abende in den Kneipen der Stadt, wo er sich langsam aber
systematisch volllaufen liess. Meist sass er ganz ruhig allein in einer dunklen
Ecke da selbst die hartgesottensten Säufer nichts mit ihm zu tun haben wollten.
Wie eine Spinne beobachtete er und hoffte ein Opfer zu finden welches er mit
seiner Giftigkeit und Häme attackieren
könne. Krieg hatte Glück, Odier hingegen Pech denn Krieg sah durch die
Rauchwolken und den vom vielen Alkohol getrübten Blick ,wie eine junge
Frau—fast noch ein Kind— einen älteren Mann halbversteckt von Tisch und
Tischtuch oral befriedigte. Dies war nichts Besonderes in dieser Art von Kneipe
aber was Krieg wirklich geil fand, war, dass er die junge Frau als die Tochter
von Odier erkannte, die noch bis vor kurzem oft in die Firma gekommen war um
den Papa zu besuchen und ihm ein wenig Geld aus der Tasche zu locken. Krieg
lobte die moderne Technik die es ihm erlaubte ganz diskret deutlich erkennbare Bilder
und Filmchen zu schiessen. Erpressen, nein erpressen wolle er ihn, Odier, nicht,
er wolle nur sichergehen bis zur Rente eine garantierte Stelle zu haben; die
Bilder musste Krieg nie zeigen, denn Odier vertraute ihm und glaubte ihm aufs
Wort.
Aber eben, als
Krieg zur Kur in einer, von der Firma bezahlten Luxusklinik weilte, wurden die
Computer an allen Arbeitsplätzen ausgetauscht. Gut geschützt waren die
persönlichen geheimen Files von Krieg nicht! Der Informatiker sah die Bilder
und den Entwurf eines sehr expliziten Briefes an Herrn Odier, den er „absolut
versehentlich“ an alle weiterleitete. Der Skandal wurde vertuscht aber Krieg
und Odier verschwanden sehr plötzlich von der Bildfläche.
Nun wussten die Mitarbeiter, dass ihre
Vermutung— die beiden hätten eine gemeinsame Leiche im Keller— irgendwie
richtig gewesen war.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen