Dienstag, 27. September 2016

Hehre Lehrerin

Was ist hehrer als ein Lehrer in der Jugend Rosenbett !

So steht es in der Publikation von Herrn Wilhelm PODLAHA „Muster deutscher Redekünste“ von 1842.


An diesen mir immer mal wieder von meiner Mutter zitierten —oftmals auch sarkastisch gemeinten  Sinnesspruch— wenn gewisse Lehrer sich als na ja halb oder Vollidioten geoutet hatten, musste ich kürzlich denken. Und das kam so.
Ich weiss von oder besser hörte von einer etwa mitte dreissigjährigen Frau die, zum Leidwesen aller anderen, zurzeit im Sekretariat einer Abteilung eines Schweizerspitals als Schreibkraft, nicht wirklich arbeitet aber immerhin, angestellt ist. Jedes Mal wenn sie in eine der Aussenstationen zur Arbeit gehen muss, bleibt alles liegen, denn sie ist zu fauldummdesinteressiert um wirklich zu arbeiten.
Diese Frau war eigentlich Lehrerin. Sie hatte nach der Seminarausbildung—zum Ärgernis der Kinder und Eltern— knapp drei Jahre lang unterrichtet bis eine willkommene Zwillingsschwangerschaft sie endlich von der Schule fernhielt.
Ob sie gemerkt hatte, dass sie als Lehrerin eine katastrophale Fehlbesetzung   war, oder weil man als Lehrerin irgendwie doch mit „igitt igitt-Arbeit „ in Berührung kommt, sei dahingestellt. Nachdem sie ihre Mutter und auch die Schwiegermutter dazu gebracht hatte sich um die Zwillinge zu kümmern, suchte sie eine Stelle, die nicht in Arbeit auszuarten  drohte. Sie sagte sich, im Spital wird doch sicherlich das soziale Denken eingezogen sein und einer  Mutter mit Zwillingen  gegenüber wird man doch sicher Toleranz walten lassen wenn das Aufstehen Mühe macht und man ein ganz klein wenig später zum Dienst erscheint, oder immer mal wieder bei den kranken Kindern bleiben muss.
Eigentlich wollten alle anderen Schreibkräfte sie loswerden, aber da die meisten noch jung sind und schulpflichtige Kinder haben akzeptieren sie diese ,wie der Berliner sagen würde „NULPE“ (null und nichtsnutzig) aus Angst, ihre Kinder könnten—sollte sie erneut als Lehrerin arbeiten—zu ihr zur Schule gehen müssen.
Und so bleibt eine unbrauchbare Tussi wohl noch bis zur Rente der Schreibstube dieser Spitalabteilung erhalten.


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