In dieser Kleinstadt war
Angelus mehr bekannt als der sprichwörtliche bunte Hund! Bettelnd stand er vor
den Geschäften und am Bahnhof. Angelus verbreitete—trotz seines Namens—keinen Engelsduft.
War er wegen dieses, in seinen Augen lächerlichen, Namens zum Säufer geworden
oder doch eher um der Familientradition gerecht zu werden? Ja sein Vater und
beide Onkels waren schon mit kaum fünfzig Jahren gestorben, ihr aller Tod hatte
mehr oder weniger direkt etwas mit ihrem Alkoholkonsum zu tun. Der Vater erfror
in einem Schneehaufen als er volltrunken einschlief, einer der Onkels fiel vom
Baugerüst und der letzte erstickte, an seiner eigenen Kotze, in der
psychiatrischen Klinik in die er im Delirium eingeliefert worden war. Die
Mutter, ja die war kurz nachdem Angelus
eingeschult worden war verschwunden. Man habe sie mehrmals im Rotlichtmilieu
der Hauptstadt gesehen, sagten einige Mitsäufer Angelus abends in der einen
oder anderen Kneipe. Angelus wuchs in Waisenhausähnlichen Internaten auf.
Gelernt hat er nichts er galt als arbeitsscheu und renitent.
Zur Armee wurde er
einberufen und absolvierte—zum Erstaunen aller—die Rekrutenschule und wurde
sogar zum Korporal befördert. Hier lernte er das Trinken welches in den Heimen
–aus Geldmangel— nicht möglich war. Schon nach kurzer Zeit wurde er wegen ständigen
Trinkens aus der Armee gefeuert, was ihm den letzten Halt nahm der ihm noch blieb.
Und so war er nun zum stadtbekannten Gammler-Fürsten avanciert. Arbeiten tat er
fast nie, schmarotzen immer .Manchmal im Winter wenn viel Schnee fiel ging er
wie fast alle noch validen Gammler zum Schneeschippen was ihm ausser der warmen
Suppe die dort ausgegeben wurde noch etwas Bares eintrug.
In den Kneipen hielt er, je
nach getrunkener Alkoholmenge, grosse Reden. Er schimpfte über Politiker,
Amtspersonen Ladeninhabern—das waren alles kapitalistische Ausbeuter—aber am
meisten über die Pfaffen, wobei er alles irgendwie „Geistliche“ mit einbezog.
Pfarrer Priester Laienprediger Rabbiner Sektengurus oder seit kurzem gar einen
Imam . Ich bin Atheist schrie er oft lauthals bevor er in der nächsten Kneipe
oder in der Gosse verschwand.
Eines Abends, er hatte
schon seine Dosis intus, fiel er plötzlich laut stöhnend vom Stuhl und spuckte
reichlich Erbrochenes und viel Blut. Der Krankenwagen brachte ihn ins Spital wo
die Diagnose schnell gestellt war. Eine Oesophagus-Varize war wohl geplatzt und
er verlor dadurch viel Blut. Am Morgen nach der Operation, die gut verlaufen
war, schrie der Atheist Angelus nach einem Priester, so immens war sein Grauen
vor dem Tod und die Angst gottlos ins Jenseits zu kommen.
Wenige Zeit später sah man
Angelus wieder vor dem Supermarkt seinen speckigen Hut ausstrecken und betteln um etwas zu essen zu kaufen! In den Kneipen allerdings verhielt er sich
erst mal ruhig, hatte sich doch sein Rufen nach dem Priester in Windeseile
rumgesprochen sodass Angelus sich ein ganz klein wenig schämte solange er noch
nicht genug gesoffen hatte um wieder grosse Sprüche zum Besten zu geben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen