Gebhard war als Kind sehr auffällig. Schon die
Kindergärtnerin hatte Mühe mit ihm. Und dann in der Schule war sein Lehrer
hoffnungslos überfordert.
Nicht etwa dass Gebhard dumm oder etwa faul war, nein er war
einfach gelangweilt. Damals wusste man noch kaum was von Hochbegabung und das
gelangweilte Träumen wurde als Frechheit oder Dummheit wahrgenommen. Nach den
Sommerferien wurde alles anders. Der alte Lehrer war im Urlaub am Meer gewesen
und beim Baden verschwunden; erst viele Wochen
später wurde seine Leiche sehr weit entfernt vom Ferienort an Land gespült.
Für Gebhard war dies ein Glücksfall, denn der Ersatzlehrer war
frisch vom Seminar gekommen. Sein Lehrerexamen und Diplom mussten warten denn
es war eine Notlösung, ja der Rektor des Seminars hatte diesen aufgeweckten
Junglehrer als Vertretung für den—damals noch Verschollenen—freigestellt.
Dieser Lehrer sah bald, dass Gebhard alle Aufgaben schnell
erledigte und sich dann langweilte. Also gab er ihm zu tun während sich die
Mitschüler mit ihren Aufgaben abmühten. Dadurch lernte er wie man Lernt was er
bisher nicht brauchte da er alles sofort begriff.
Irgendwie merkte der junge Lehrer dass Gebhard
überdurchschnittlich begabt war und sprach mit den Eltern um ihn auf eine
besser geeignete Schule zu bringen.
Reifeprüfung, Medizinstudium bewältigte er spielend aber dann
in der Famulatur stellte er fest dass er kein Interesse an Menschen hatte, die
Medizin als Beruf war ihm ein Gräuel! Er entschied sich zu einem ganz neuen Berufsziel.
Immer schon war er vom Fliegen begeistert gewesen also wurde er Pilot.
Als
Pilot auf Linienflügen muss man nur wenig Kontakt zu Menschen pflegen. etwa den
Satz
„Here is your captain speaking……….” sonst kaum was.
Viele Jahre lang war er sehr glücklich in seinem Job und
konnte sich vor Kollegen und Bordpersonal gut abkapseln. Ob er irgendwie
autistische Züge hatte sei dahingestellt, aber seine Zurückgezogenheit gab den
Anderen doch ein Rätsel auf.
Eines Nachts hatte er plötzlich heftige Kopfschmerzen, dies wiederholte
sich jede Nacht und da er von seinem abgebrochenen Medizinstudium noch viel
wusste entschied er , ohne irgendjemanden vom Flugmedizinischen Dienst zu informieren, sich in der Mayo-Klinik in
Rochester untersuchen zu lassen.
Seine Befürchtung wurde bestätigt. Glioblastom! ein IDH mutiertes
Glioblastom. Gebhard hatte in der Klinik sowohl seinen Namen als auch den Beruf
verheimlicht.
Er entschied sich seine Job aufzugeben und sich auf sein in
etwa 2 bis 3 Jahren zu erwartendes Ableben vorzubereiten. Er liess sich in
einem grossen Onkologischen Zentrum behandeln und nahm an allen
Begleitprogrammen teil wo Tumorpatienten sich gegenseitig Beistand leisten
sollten und es auch wirklich taten.Keiner wusste über sein Medizinstudium
bescheid, er war ein Patient wie viele andere. Als bestausgewiesener
Linienpilot war es ein Leichtes einen Teilzeitjob bei einem Privaten
Business-Flug-Anbieter zu finden. In seiner onkologischen Hilfsgruppe lernte er
viele Patienten mit dem Wunsch ihr Sterben zu optimieren, kennen.
Und so kam eines Tages in den Abendnachrichten die Meldung:
ein Business-Jet mit vierzehn Passagieren ist aus noch nicht geklärten Gründen
gegen die Eigernordwand gekracht, es gibt keine Überlebenden.
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