Er
war äusserst Reich und Mächtig und wurde doch in gewissem Masse so
Ohnmächtig—in der psychologischen Akzeptanz des Wortes— Ja Arthur hatte alles in die Wiege
gelegt bekommen was sich ein Mensch wünschen kann. Er war in eine sehr
begüterte Familie hineingeboren worden und mit seinen fünf Geschwistern hatte
er eine glückliche Kindheit verbracht, bis, ja bis die Katastrophe eintrat. An
Masern erkrankt war er—trotz lautstarkem Protest— als einziger nicht auf die
traditionelle Frühjahrs-Skitour die die
Familie jeweils zu Ostern im Hochgebirge unternahm, mitgenommen worden. Eine
unerwartete Lawine und Artur stand trotz Masern als einziger Überlebender und
naher Verwandte am Grabe seiner ganzen Familie. Grosseltern gab es nicht, nur
eine alte ein wenig vertrottelte Tante und viele Freunde und Bekannte standen
bei Schneeregen auf dem kalten Friedhof.
Artur war naturgemäss einziger Erbe eines sehr grossen Vermögens, Instruktionen
über seine Erziehung—er war gerade mal neun Jahre alt—gab es nicht, darum
kümmerten sich Patin und Pate um ihn. Artur hatte Glück, denn die beiden, amtlich
zum Vormund ernannten Paten waren ideale Erzieher, sie führten, liessen ihm aber
viel Freiheit. Er studierte politische Wissenschaften und frönte seinem
Steckenpferd, dem Autosport. Er fuhr
Bergrennen mit viel Talent und entsprechendem Erfolg. Beruflich kletterte er in
Windeseile die Sprossen der diplomatischen Karriereleiter empor und war schon
in jungen Jahren Attaché in irgendeiner, nicht allzu unbedeutenden, Botschaft.
Was seine persönlichen Beziehungen betraf, war die Wahl seiner Partnerinnen
sehr selektiv und nie wirklich dauerhaft; man kann auch, will man höflich
bleiben, sagen ,dass er ein loses Leben führte—weniger fein ausgedrückt—er
vögelte sich durchs Leben. Sein zweites Hobby war Musik, klassische Musik und
eins seiner ganz grossen Vorbilder war ABM: Arturo Benedetti Michelangeli der
grosse italienische Pianist, der sich selbst
humorvoll als ABM bezeichnete. Der war ja auch Autorennen gefahren somit
hatte er drei Gemeinsamkeiten mit ihm, den Namen Arthur, die Liebe zur Musik
und das Rennautofahren. Sein Lieblings Instrument war jedoch das Cello. Ja das
Cello—von einer Frau gespielt—war das Instrument mit der grösstmöglichen
erotischen Konnotation. Er durchforschte das Internet nach Konzertprogrammen in
denen eine Solo-Cellistin auftrat, abgesehen von wenigen Ausnahmen gefielen ihm
einfach alle Cello-Virtuosinnen. Er verfolgte einige davon mit Blumengaben und
Einladungen und –wurde die Einladung angenommen—unverhältnismässigen Geschenken.
Ja manchmal fand die Angebetete beim Dinner im besten Restaurant der Stadt, ein
Schmuckstück unter ihrer Serviette oder eine Originalhandschrift ihres
Lieblingskomponisten, Geschenke die meist
zum Erfolg führten. Erfolg im Sinne einer Affäre. Besonders ansprechenden
Cellistinnen, die seinem Charme nicht widerstanden hatten schenkte er schon mal
ein Schmuckstück aus dem Familienerbe, mit der Auflage es während ihrer
Konzerte zur Schau zu stellen. Arthur lebte glücklich in Erwartung der, nach seinem
Gusto überfälligen, Ernennung als Gesandter wenn möglich in eine prestigereichen Botschaft. Trotz
Regens waren viele Zuschauer zu diesem Bergrennen, in welchem Arthur schon dreimal in Folge als Sieger
geehrt worden war, gekommen.In der einfachsten Kurve, die man
sehr schnell befahren konnte, hatte ein Auto Öl und Arthur die Beherrschung
seines Boliden verloren. Seither lebte der
Querschnittgelähmte Arthur zurückgezogen in seinem umgebauten Geburtshaus.
Seine Läsion war auf der Höhe L1 was ihm erlaubte psychogene Erektionen zu
haben und auch zum Orgasmus zu kommen. Und da halfen ihm sein vieles Geld und die bisher gepflegten
Affären mit seinen vergötterten Cellistinnen. Allerdings musste er sich mit den
nun langsam älterwerdenden Virtuosinnen begnügen, um an die neue Generation von talentierten
Cellistinnen heranzukommen fehlte ihm nun mal die Mobilität.
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