Als Ärztebesucher—so nannte man damals— weniger
hochtrabend als jetzt die Pharmareferenten, hatten wir damals mit den meisten
Kollegen ein recht gutes oder gar freundschaftliches Verhältnis. Klar gab’s
auch damals ungehobelte, unerzogene, unsympathische etc. Mitbewerber, diese als
Arschlöcher zu bezeichnen war in den frühen Sechzigerjahren nicht—oder nur
ausnahmsweise—üblich. Aber zurück zum Sujet meines Geschichtchens. Alle Firmen verteilten damals Werbegeschenke.
Solche Werbeträger kamen in sehr unterschiedlichen Formen daher. Kugelschreiber
waren wohl am häufigsten im Einsatz, dann Pseudo-Fach-Bücher, Feuerzeuge mit
Werbeaufdruck—die meisten Ärzte rauchten ja noch und profitierten von der
kurzen Zeit mit dem “Vertreter“ um einen Glimmstängel in Brand zu setzen. Wir,
die Aussendienstler machten uns einen Spass daraus die Werbegeschenke
gegenseitig auszutauschen.
Und nun viele Jahrzehnte später treffe ich noch oft
auf solche Werbemittel für Medikamente die schon längst obsolet, nicht mehr im
Handel oder gar wegen Risiken und Nebeneffekten verboten worden sind. Einige
meiner Trophäen: Von der Firma Grünenthal einen Schreiber mit Werbung für
Contergan-Tropfen oder ein Wasser- Glas mit dem Aufdruck VIOXX auch brauche ich fast täglich einen
Brieföffner und eine Papierschere die für Tiatral der Firma Wander warb; sowohl
Wander wie Tiatral gibt es längst nicht mehr aber ich kann meine Briefe noch
immer gut öffnen und die Bildchen oder Briefmarken säuberlich ausschneiden.
Morgens stelle ich mich nach dem Duschen mit meinen
Nassen Füssen auf kleine Frottee-Tücher die für diverse Medikamente werben die
nirgends mehr erhältlich sind. Manchmal lässt mich solch eine Begegnung mit den
Webeträgern der Vergangenheit an Marcel Proust denken „Auf der Suche nach der
vergangenen Zeit“.
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