Mittwoch, 21. September 2016

Inkonsequenz oder Hirn-Nebel?

In dieser Kleinstadt war Angelus mehr bekannt als der sprichwörtliche bunte Hund! Bettelnd stand er vor den Geschäften und am Bahnhof. Angelus verbreitete—trotz seines Namens—keinen Engelsduft. War er wegen dieses, in seinen Augen lächerlichen, Namens zum Säufer geworden oder doch eher um der Familientradition gerecht zu werden? Ja sein Vater und beide Onkels waren schon mit kaum fünfzig Jahren gestorben, ihr aller Tod hatte mehr oder weniger direkt etwas mit ihrem Alkoholkonsum zu tun. Der Vater erfror in einem Schneehaufen als er volltrunken einschlief, einer der Onkels fiel vom Baugerüst und der letzte erstickte, an seiner eigenen Kotze, in der psychiatrischen Klinik in die er im Delirium eingeliefert worden war. Die Mutter, ja die war kurz nachdem  Angelus eingeschult worden war verschwunden. Man habe sie mehrmals im Rotlichtmilieu der Hauptstadt gesehen, sagten einige Mitsäufer Angelus abends in der einen oder anderen Kneipe. Angelus wuchs in Waisenhausähnlichen Internaten auf. Gelernt hat er nichts er galt als arbeitsscheu und renitent.
Zur Armee wurde er einberufen und absolvierte—zum Erstaunen aller—die Rekrutenschule und wurde sogar zum Korporal befördert. Hier lernte er das Trinken welches in den Heimen –aus Geldmangel— nicht möglich war. Schon nach kurzer Zeit wurde er wegen ständigen Trinkens aus der Armee gefeuert, was ihm den letzten Halt nahm der ihm noch blieb. Und so war er nun zum stadtbekannten Gammler-Fürsten avanciert. Arbeiten tat er fast nie, schmarotzen immer .Manchmal im Winter wenn viel Schnee fiel ging er wie fast alle noch validen Gammler zum Schneeschippen was ihm ausser der warmen Suppe die dort ausgegeben wurde noch etwas Bares eintrug.
In den Kneipen hielt er, je nach getrunkener Alkoholmenge, grosse Reden. Er schimpfte über Politiker, Amtspersonen Ladeninhabern—das waren alles kapitalistische Ausbeuter—aber am meisten über die Pfaffen, wobei er alles irgendwie „Geistliche“ mit einbezog. Pfarrer Priester Laienprediger Rabbiner Sektengurus oder seit kurzem gar einen Imam . Ich bin Atheist schrie er oft lauthals bevor er in der nächsten Kneipe oder in der Gosse verschwand.
Eines Abends, er hatte schon seine Dosis intus, fiel er plötzlich laut stöhnend vom Stuhl und spuckte reichlich Erbrochenes und viel Blut. Der Krankenwagen brachte ihn ins Spital wo die Diagnose schnell gestellt war. Eine Oesophagus-Varize war wohl geplatzt und er verlor dadurch viel Blut. Am Morgen nach der Operation, die gut verlaufen war, schrie der Atheist Angelus nach einem Priester, so immens war sein Grauen vor dem Tod und die Angst gottlos ins Jenseits zu kommen.
Wenige Zeit später sah man Angelus wieder vor dem Supermarkt seinen speckigen Hut ausstrecken und  betteln um etwas zu essen zu kaufen! In den Kneipen allerdings verhielt er sich erst mal ruhig, hatte sich doch sein Rufen nach dem Priester in Windeseile rumgesprochen sodass Angelus sich ein ganz klein wenig schämte solange er noch nicht genug gesoffen hatte um wieder grosse Sprüche zum Besten zu geben.


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