Waren Sonja
und Ken ein Paar oder nur eine Art Interessengemeinschaft. Zusammenwohnen taten
sie eigentlich fast nur an Wochenenden sonst lebten sie parallel. Seit nun
einigen Monaten hatte Ken im selben Hochhaus und nur eine Etage tiefer eine
genau gleich geschnittene Zweizimmerwohnung gefunden.
Ob das
Wochenende und die Feiertage oben oder unten verbracht wurden war nie zur
Diskussion gestanden, es funktionierte eben einfach.
Abends nach
der Arbeit trafen sie sich in der, im Erdgeschoss des Nachbarhauses gelegenen
Pizzeria, zum Aperol-Spritz und entschieden spontan, ob sie etwas essen und
dann zusammen in eins der beiden Betten hüpfen, oder ob jeder für sich mit einer
mitgenommene Pizza sich einen
Fernsehabend gönnen würden.
Ken musste
für einige Tage verreisen. Er hatte an einem Fachkongress ein Referat zu
halten. Als er am Samstagabend so gegen neun Uhr heimkam entschied er sich ganz
spontan und dies erst im fahrenden Lift eine Etage höher zu fahren und erst mal
bei Sonja vorbeizuschauen. Voll war der Lift wie sonst fast nie und es dauerte ewig
bis er zur „Sonja-Etage“ kam. Sonjas Wohnung lag am Ende des Korridors rechts
neben dem Fenster das zur Feuerleiter führte. Einen Schlüssel hatte er nicht
.Weder Sonja noch er selbst hatten je daran gedacht die Schlüssen
auszutauschen. Mit leicht erotisch geladener Vorfreude drückte er
lang-kurz-lang-lang auf die Klingel, so wie immer. Ein wildfremder älterer ungepflegter
Mann in Unterhosen und Feinripphemd öffnete wütend die Tür und beklagte sich
über das aufdringliche Geklingel. Ken war sehr verblüfft und erkannte die
Wohnung nicht die hinter dem Alten sichtbar war. Er stammelte eine wage
Entschuldigung und ging zurück zum Lift um zu kontrollieren ob er sich wohl im
Stockwerk geirrt hatte. Nein es war schon die gewünschte und bekannte Etage!
Was nun
fragte sich Ken, dessen erotische Erregung einem Gefühl von Panik und
Verständnislosigkeit wich.
Fahrig
steckte er seinen Schlüssel in sein Schloss an seiner ihm bekannten Tür. Alles
war so wie er die Wohnung vor nun vier Tagen hinterlassen hatte.
Nichts im
Briefschlitz ,nichts auf dem Beantworter neben dem Fixtelefon. Auch als er zum
Briefkasten runtereilte fand er nur blöde Werbung und die Stromrechnung. An Sonjas
Brief und Ablagekasten stand ein fremder Name auf einem leicht vergilbten
Karton.
Ken lief zur
noch geöffneten Pizzeria und fragte nach Sonja, niemand hatte sie gesehen, auch
sei sie nie alleine dagewesen.
Sonja war weg
als habe sie nie existiert.
Ob er je
darüber hinwegkomme fragte sich Ken; es war nicht die grosse Liebe gewesen aber
das unerklärte Verschwinden war doch ein happiges Stück und nicht einfach so
wegzustecken.
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