Mittwoch, 19. Juni 2019

Tinder Facebook und Twitter



Damals als es noch kein Internet gab hatte man Ideen. Ja damals musste man sich etwas überlegen wenn man neue Bekanntschaften machen wollte, ob nun etwas Dauerhaftes oder nur—wie es ja heutzutage mit den elektronischen Medien meist ist—eher etwas Ephemeres.
Bars, Schwimmbäder, Saunas und Fitnesscentern waren bekannte und von vielen Suchenden oft frequentierte Begegnungsorte.
Eine sehr viel  edleres Jagdrevier waren Kulturstätten wie Museen, Theater, Konzertsäle oder Freiluftkonzertveranstaltungen.
Auch Kurse jeglicher Art waren bei vielen sehr beliebt. Da vor allem Frauen Kurs-geil sind waren solche Veranstaltungen für Männer ein ideales Tummelfeld.
Noch raffinierter waren Buchhandlungen, vor allem Grossbuchhandlungen die eine gewisse Anonymität garantierten.
Der Hauptvorteil dieser Supermarktähnlichen Geschäfte—wie etwa die FNAC in Frankreich—bestand darin, dass die Bücher und Tonträger nach Themen eingeordnet waren. Es gab in der Musikabteilung Pop, Volk, Ethno, Schlager und Chansons und natürlich Klassik aufgeteilt in Opern, Kammer und Orchesterwerke.
Bei den Büchern fand man Bastelliteratur, Lebenshilfe-Literatur, Religiöse Bücher, Romane, Lyrik, Kochbücher und noch vieles mehr; besonders interessant war aber naturgemäss die Erotikabteilung. Ich erinnere mich sehr gut  mich öfters äusserst amüsiert zu haben wenn ich  in der FNAC an der Avenue des Ternes von der Taschenbuchsektion aus das Treiben in der Erotik Abteilung beobachtet habe. Es hatte irgendwie System. Jemand nahm ein Buch zur Hand, blickte mehrmals in die Runde, und blätterte darin oder las auch schon mal einige Seiten und liess es dann bewusst auf einem der Tische liegen um dann gemächlich einige Schritte zu schlendern und zu beobachten ob und wer das Buch nun durchblätterte. Der oder die Person welche das liegengelassene Buch nun begutachtete wusste dadurch viel über die Präferenzen des ersten Lesers oder der Leserin. Immer wieder sah ich Leute die ins Gespräch kamen und dann—ohne je eins der Bücher zu kaufen zusammen dem Ausgang zustrebten. Nachgegangen bin ich keinem dieser Paare, meine blühende Fantasie genügte mir die beginnende Romanze zu imaginieren doch mehrmals konnte ich mich nicht zurückhalten nun meinerseits das liegengebliebene Druckerzeugnis zur Hand zu nehmen und es  schmunzelnd—nach kurzem Blättern—an seinen Platz ins Regal zu stellen.



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