Dienstag, 30. Dezember 2014

Die bösen Männer.

Eigentlich galt er bei seinen Kundinnen als ein netter Aussendienstmitarbeiter, er war voller Respekt allen Gesprächspartnern gegenüber, er hatte im Laufe der Jahre viele freundschaftliche Beziehungen knüpfen können und dies sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Gesprächspartnern. Recht viele der Frauen machten ihm sogar ein Kompliment, er behandle alle gleich nett, ob Mann oder Frau, ob Chef oder Untergebene, ob Akademiker oder nicht. Aber es gab einige Ausnahmen. Zum Beispiel eine Ärztin die vor kurzem aus Deutschland in die Schweiz gekommen war, nennen wir sie Pamela Star. Als er sie zum ersten Mal traf war sie sehr auf Distanz bedacht, fast schon abweisend, sodass er sie, bei seinen nächsten Besuchen  ein wenig links liegen liess. Nach einiger Zeit als er mal wieder in diesem Krankenhaus war, traf er Frau Doktor Pamela Star im Korridor der Abteilung, begrüsste sie freundlich und überreichte ihr einige wissenschaftliche Studien mit dem nötigen Kommentar und auch ein neues nicht billiges Lehrbuch. Sie antwortete schnippisch „sonst kriegen ja immer nur die Männer etwas von ihnen“. Er überlegte ob sie Recht haben könnte, fand aber, er sei doch mit allen die ihn an sich heran liessen, gleich freundlich und gebefreudig. Eine Genugtuung war es als er vom Chefarzt erfuhr, dass sie mit allen Männern so verfuhr, sodass einige Zuweiser explizit baten, die Untersuchung solle nicht von Frau Doktor Pamela Star gemacht werde. Sie wechselte, wohl nach mehreren Konflikten, die Klinik, wurde aber nirgends glücklich, nein sie eckte immer mit irgendwelchen bösen Männern an. Lag es daran, dass sie Alleinverdienerin war, da ihr Gatte der aus einem muslimischen Land kam—von dem sie einen Sohn hatte—einer absolut brotlosen Arbeit nachging? Glücklich war er dann als sie aus seinem Arbeitsgebiet in ein anderes wechselte, auf Kongressen begrüsste er sie immer mit exzessiver geheuchelter Liebenswürdigkeit, das tat seiner Seele gut.

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