Montag, 1. Dezember 2014

Verwirrung am Bahnhof.

Er war zum ersten Mal auf die Malediven geflogen, es hatte viel selbst Überredung gebraucht endlich aus seiner depressiven Verstimmung zu finden. Ja seine Scheidung sass ihm noch tief in der Seele. Wie konnte so eine wunderbare Ehe nur so jämmerlich scheitern. Er Roland, Rolli genannt hatte doch alles für Dörthe, die bildschöne Dörthe, um die ihn alle seine Freunde beneideten ,getan, hatte sich abgerackert damit Dörthe und die beiden Kleinen Orlando und Dorinda im Luxus leben konnten. Sie hatten sich an einem Barock- Opernfestival zum ersten Mal getroffen. Rollis Schulfreund Thomas hatte sie miteinander bekannt gemacht. Schon bald trafen sie sich regelmässig um über Barock Musik zu debattieren. Dörthe kam aus einer Bürgerlichen kultivierten Familie, Rolli aus eher einfachen Verhältnissen. Durch viel Fleiss, aber sicher auch seiner Begabung wegen schaffte er es, schon in jungen Jahren, an die Spitze eines grossen Industriekonzerns zu gelangen. Sie lebten in einem wunderbaren Park in einer liebevoll renovierten Jugendstielvilla. Trotz Einsprachen der Nachbarn hatten sie ein Schwimmbecken  gebaut und dazu das alte Gartenhaus in ein Badehaus umgewandelt, man muss schon von einer Badelandschaft reden. Diese tolle Anlage lockte viele Freunde und Bekannte an. Sowohl Freunde der Eltern als auch viele Freunde der Halbwüchsigen Kinder. Die Kinder von Thomas, der sie damals bei der Aufführung von Händels Orlando bekannt gemacht hatte, waren regelmässige Gäste und so kam es, dass auch der Freund oft da war. Er hatte vor einiger Zeit seine Frau verloren, sie war brutal schnell an einem fulguranten Bachspeicheldrüsentumor gestorben. Er brauchte viel Unterstützung, kam oft und Dörthe kümmerte sich um ihn, da Rolli sehr oft auf Reisen war und auch sonst viel arbeitete. Und es kam wie es leider oft kommt; der zu tröstende Freund wurde zum Tröster der sich von Rolli vernachlässigt gefühlten Dörthe. Einfach war es durch die Ungezwungenheit die in dieser Badelandschaft herrschte, Jugendliche und auch deren Eltern tollten oft zusammen herum, es fiel keinem auf dass Dörthe und der „gute“ Freund Thomas sich oft zurückzogen… Es kam zum peinlichen Eklat, als Orlando mit der Tochter von Thomas nach einem ruhigen Versteck für erste Annäherungsversuche suchte  und dabei die Beiden in voller Aktion vorfand. Wer peinlicher berührt war, die Kids oder die ertappten Elternteile, ist wohl nicht  zu erfahren. Die Kids machten einen Riesenkrach, denn alle mochten Rolli sehr und wussten dass sie ihm alles zu verdanken hatten. Denn Rolli hatte seinen Freund Thomas schon lange unterstützt, da dieser ja einer brotlosen Kunst frönte. Und nun so eine Enttäuschung. Es kam zum Bruch mit sofortigem Rausschmiss von Thomas und  Dörthe. Die Scheidung war recht schnell ausgesprochen, Dörthe kam nicht gut weg dabei; und die Kids Orlando und Dorinda die ja schon beinahe erwachsen waren wollten unbedingt beim Vater bleiben.                                                                                                            Ach ja wir waren ja auf die Malediven geflogen. Rolli war seit seiner jung erfolgten Heirat nie mehr alleine in den Urlaub gefahren und merkte nun, dass er, trotz seiner Weltgewandtheit, mit Fremden besonders bei Frauen extrem schüchtern war. Eigentlich wollte er sich nur ausruhen und zu sich finden. Er war kein Sportler, das Tauchen war ihm nicht geheuer, aber schnorcheln und schwimmen fand er schön. Zum Essen sass er an einem kleinen Einzeltisch zum Wohnen hatte er einen Luxuswasserbungalow, wo er alleine viele stunden mit dösen und lesen verbrachte.                   Am letzten Abend gönnte er sich noch, vor der „Henkersmahlzeit „einen Gin Tonic an der Bar. Er sass direkt am Wasser in einer dunklen Ecke und sann so vor sich hin, als eine Frauenstimme auf Deutsch fragte ob noch Platz an seinem Tischchen sei. Trotz seiner Schüchternheit und dank seiner geschäftlichen Gewandtheit stand er sofort auf sah eine recht hübsche rothaarige Frau, und rückte ihr den noch freien Stuhl zurecht. Auch sie bestellte einen Gin Tonic. Sie, Gerda, war erst am Vortag angekommen, alleine da sie sich von ihrem Freund getrennt hatte und wenigstens nicht das ganze schon bezahlte Arrangement verlieren wollte, aber richtig Spass hatte sie nicht so alleine hier. Der Urlaub war ja vor allem für ihren nun ex Freund, einem begeisterten Taucher, gebucht worden. Sie hatte alles bezahlt als Geschenk zu ihrem zweijährigen Zusammensein; und jetzt das. Auch Rolli erzählte etwas von sich, das ganze dauerte je drei Gin -Tonic. Jetzt mussten sie aber schnell essen gehen sonst wäre das Restaurant zu.                                                                         Er bat sie an seinen Tisch und beide staunten einen mit Blumen geschmückten Tisch zu sehen. Da sie zum ersten Mal hier waren kannten sie diese nette Aufmerksamkeit noch nicht den Abreisenden einen solchen Abschied zu bereiten, wohl auch um an das obligate Trinkgeld zu erinnern. Da Gerda einen einfachen Kaltwasserbungalow gebucht hatte war sie sehr erstaunt bei Rolli den möglichen Luxus auf diesen Trauminseln zu entdecken.                                                          Für Rolli wurde es nun sehr peinlich, hatte er doch seit seiner plötzliche Trennung vor fast drei Jahren nie mehr Sex gehabt, wollte er das auch wirklich, gings denn noch.                                                                                                                    Bei dem ersten langen innigen Kuss merkte er dass sein Penis zu neuem Leben zu erwachen schien, aber trotzdem hatte er sehr grosse Angst vor dem Versagen. Die Angst war zum Glück unbegründet gewesen, im Gegenteil alles funktionierte wie er es nur vom Anfang seiner Ehe her in Erinnerung hatte. Er schämte sich zuerst sehr, Gerda gegenüber. So eine lebhafte Frau musste doch phantastische sexuelle Erfahrungen haben; er selbst hatte ausser Dörthe nie eine andere Frau besessen. Das Rumknutschen in seiner Jugend war nie zu weit gegangen. Vor allem seiner grossen Schüchternheit, die ihm keiner glaubte, wegen.                                                                                                                                          Und nun stand er am Bahnhof, es war ein Sonntag im  Winter und es schneite und war bitterkalt nach der Wärme auf der Trauminsel. Er war ja schon seit drei Wochen zurück, aber Gerda, die er jetzt abholte war ja erst seit einigen Tagen von der warmen Insel zurück. Plötzlich fragte er sich, werde ich sie erkennen bei all den Leuten? wird sie mich erkennen und nicht enttäuscht wegsehen wenn sie kommt? Kommt sie wirklich oder war es nur so daher gesagt? Hätte ich zuhause nur nichts gesagt und kein Gästezimmer vorbereiten lassen; ich mache mich sicherlich lächerlich vor meinen Kindern und auch vor Theresa unserer Haushälterin.—Der Zug wird, wegen vereister Weichen, mit vierzig Minuten Verspätung ankommen--. All diese Gedanken noch so lange wälzen, nein ich gehe, sie kommt sicher nicht.—Es war die Zeit  kurz vor moderner Kommunikationsmethoden  mit Mobiltelefonen--. Aber wenn sie dann doch kommt, zu dumm dass wir eigentlich nur die Namen und die Verabredung am Bahnhof haben ,keine Adresse, nicht mal den Wohnort von Gerdas Eltern, zu denen sie nach der Trennung gegangen war nichts auch nicht ihre alte Anschrift. Es ist aus vorbei. Ha jetzt hatte ich, ohne es zu wollen, auch mal einen one night stand, dabei wäre es sicher schön gewesen sich erst mal richtig kennenzulernen. Die Zugverspätung ist nun circa eine Stunde und zwanzig Minuten tönt es näselnd aus den Lautsprechern. Was soll ich bloss tun fragte sich, der der Verzweiflung nahe, Rolli und merkte dass sein Gesicht feucht geworden war, nein Tränen ich habe doch seit meiner Kleinkindzeit nie mehr geweint, dass macht nur die Kälte.          Als endlich der Zug einfuhr, sah er vor lauter „Kältetränen“ nichts mehr und als ihn zwei stürmische Arme an sich rissen liefen die Tränen hemmungslos. Als er endlich wieder sehen konnte fand er sie noch viel schöner nein berührender als in seiner Erinnerung.  Endlich kamen sie in der Villa an und wurden herzlich von Orlando und Dorinda empfangen. Die das ganze Haus  mit vielen Blumen geschmückt hatten.  Plötzlich schimpfte Theresa:  „alles ist verkocht“, aber man hätte ihm sonst was vorsetzten können er hätte es nicht gemerkt.

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