Freitag, 26. Dezember 2014

Realität und Erinnerung

Beim Schreiben meiner kleinen Geschichten die natürlich nur teilweise auf Erinnerung aufbauen, merke ich immer wieder wie ungenau oder besser gesagt zensiert Erinnerungen sein können. Oft frage ich mich, habe ich das nun erlebt, war es so oder ist es ein Produkt meiner Fantasie? Dazu kommt, dass beim Schreiben natürlich auch „kreatives Flunkern“ eingearbeitet wird oder dass gewisse Tatsachen umgekehrt dargestellt werden  können; einiges wird geschönt anderes verschlimmert je nach --literarischer Gegebenheit—. Was auch sehr spannend ist, durch das Schreiben einer Episode kommen Erinnerungen an andere Begebenheiten ins Bewusstsein. Anfangs dachte ich, dass ich wohl etwa zwanzig bis höchstens vierzig solche Geschichten zuwegebringen würde aber es ist wie bei einem netten Herrenabend mit dem Witzeerzählen ,jeder Witz bringt einen ähnlichen oder gegenteiligen ins Gedächtnis –-darum und nicht nur des guten Weines wegen—dauern solche Abende bis tief in die Nacht. All dies bringt mich dazu, an allen Autobiografien „als Tatsachenbericht“ zu zweifeln; auch an Zeugenaussagen besonders wenn das Event länger her ist glaube ich nicht so richtig. Dass ich trotzdem oder gerade darum gerne Biografien verschlinge liegt an der Gratwanderung zwischen Real und Irreal. Genauso ist es ja mit Lebenserinnerungen grosser Politiker, hat Churchill seine Erinnerungen immer der Wahrheit entsprechend aufgeschrieben oder doch seine Rolle in der Geschichte zu positiv markiert, geschönt? Wenn ich an meinem Computer sitze schreibe ich oft einfach drauflos und weiss nicht wohin es mich führt, meist bin ich sehr erstaunt was dabei herauskommt. Was auch ein angenehmer Nebeneffekt der Beschäftigung mit der Vergangenheit ist, meine Träume sind noch viel reichhaltiger geworden und bringen mir immer neue Ideen für neue Geschichten. Das Wissen das meine Geschichten von einigen Menschen gelesen werden ist auch ein eigenartiges Gefühl. Man weiss nie wer was gelesen hat, Echos kommen kaum. Ich glaube, dass ich eigentlich vor allem für mich selbst schreibe, und es macht richtig Spass.

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