Freitag, 19. Dezember 2014

Zitterpartie oder Zitter Party

Der Weihnachtsabend war für die Mutter und die vier Kinder immer eine Zitterpartie. Als die Kinder noch klein waren, schwankten sie zwischen freudiger Erwartung und unbestimmter Furcht, die Mutter schwankte zwischen Hoffnung Angst und Wut. Alle fragten sich wann und vor allem wie wird der Vater nach Hause kommen. Mal kam er so besoffen an, dass es nicht mal zu Ärger kommen konnte, bevor er auf dem Sofa einschlief, das waren die schönsten Weihnachtsfeiern, die Mutter und die Oma sangen mit den Kindern die traditionellen obligaten Lieder, dann kam das Essen und dann das wichtigste, die Bescherung. Aber es gab Jahre, wo sich der Vater plötzlich an sein Versprechen, diesmal nicht zum Voraus mit Kumpels zu feiern erinnerte und mitten im Vorfeiern aufhörte und halb besoffen nach Hause ging, dann gab’s Zoff aber richtig. Ja die Mutter und die Oma versuchten jede heikle Bemerkung zu vermeiden, schon zu sagen schön dass du schon da bist gab das Stichwort zum Krach mit wüsten Beschimpfungen und harten Schlägen. Er schrie auch die Kinder an, ihr alle seit böse mit mir, wie ich’s auch mache ich bin wohl immer der Buhmann der Familie. Sobald er alles kurz und klein geschlagen hatte verschwand er in den Weihnachtsabend hinaus, irgendwann brachten ihn die besoffenen Kumpels oder gar die Polizei volltrunken heim. Später als die vier Kinder zu jungen starken  Erwachsenen herangewachsen waren und dem Vater an einem Weihnachtsabend entschieden gegenübertraten änderten sich diese Abende. Am nächsten Morgen, dem Weihnachtstag stellten sie dem sehr verkaterten Vater ein Ultimatum. Entweder du gehst in eine Klinik und zwar noch heute, oder wir alle ziehen hier aus und lassen dich allein mit deinen Kumpels. Erstaunlicherweise akzeptierte er die Entziehungskur. Nach Monaten kam er nach Hause zurück, Rückfällig ist er nie geworden das einzige was  an seine Zeit als Säufer erinnerte, war ein ausgeprägtes Zittern. Er alterte rasch war aber nett und umgänglich und ging weiterhin regelmässig zur Arbeit mit dem kleinen Unterschied, dass das ganze verdiente Geld nun in den Haushalt floss und nicht mehr in die Kneipen. Und so ist aus der weihnächtlichen Zitterpartie—wie und wann kommt der Vater—eine Zitter-Party geworden, denn selbst ein Saft-Glas konnte er nicht ruhig zu Munde führen.

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