Sie
waren ein auffälliges Paar obwohl man sie nicht oft sah, aber wenn sie ausgingen
dann immer zusammen. Ob sie mal zur Post oder Bank mussten, irgendeinen Laden
besuchten, nie hat man den einen ohne die andere gesehen. Trotz dem sie schon
etwas unsicher auf ihren alten Beinen waren, gingen sie immer sehr höflich—nein
geradezu liebevoll miteinander um. Kennen tat sie niemand richtig, aber alle
waren sehr neugierig. Als ihre
langjährige Zugehefrau, die ja noch älter als die beiden gewesen war, plötzlich starb, haben sie sich etwas Zeit gelassen um
eine neue Haushaltshilfe zu suchen und schliesslich auch zu finden; es war eine
nicht mehr ganz junge robuste Witwe die sich nun um alles kümmern musste. Diese
Frau war sehr wortkarg geradezu verschlossen, nichts drang nach draussen
obschon viele Fragen gestellt wurden. Frau Weiss hätte eigentlich den
Spitznamen Weissnicht verdient, denn sie tat so als wisse sie nichts über ihre
Dienstherrschaft.
Der
Hausherr war was man früher einen Privatgelehrten nannte und seine Frau, die
schon in der Grundschule sein Schatz gewesen war, stammte aus einer Lehrerfamilie.
Sie Erna hatte ein seltsames Steckenpferd, welchem sie, dank des grossen Hauses das die Beiden
Paul-Emil und Erna nun schon über sechzig Jahre bewohnten, frönen konnte.
Ja Erna
hat alle, wirklich alle, ihre Kleider seit ihrer Geburt aufbewahrt. Schon ihre
Mutter hatte diesen Fimmel nichts wegzugeben geschweige denn wegzuwerfen.
Paul-Emil sammelte alles was auf Papier geschrieben, gezeichnet skizziert,
gedruckt und gemalt war. Bücher aus allen Epochen, versteckten die Wände, ja
sie waren eigentlich in allen Räumen die richtigen Wände. Erna kleidete sich
regelmässig in alte aus der Mode gekommene Kleider um dann zusammen mit
Paul-Emile das von Frau Weiss vorbereitete Abendessen zu zelebrieren. Ja sie begingen jede
alltägliche Handlung äusserst feierlich. Auch Paul-Emile setzte sich nie an den
Tisch ohne sich vorher zurechtgemacht zu
haben. Immer Anzug und Krawatte, an echten Feiertagen sogar einen Smoking.
Frau
Weiss hatte um einige Freitage gebeten um ihre Enkel zu besuchen, sie hatte
dafür gesorgt, dass genügend Vorräte da waren für die paar Tage bis sie wieder
ihren Dienst aufnehmen würde.
Einen
Abschiedsbrief fand Frau Weiss nicht, als sie die Beiden, von Fliegen
umflogenen mit ihrer Hochzeitskleidung
angetan in ihren Esstischstühlen Hand in Hand und zueinander gebeugt
vorfand.
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