Donnerstag, 22. Oktober 2015

Krankheit als Lebenshilfe

Nein, nicht nur die Beteiligten am –Medical Business— also Ärzte, Apotheker, Pflegepersonal und die –ach so böse—Pharmaindustrie, sondern auch viele Patienten, oder mehr wohl noch  „innen“, beherrschen intuitiv die grosse Kunst, aus der Krankheit Nutzen zu ziehen. Ja hat man sich, ob durch Zufall oder kluge Überlegung, für eine Krankheit—die meist auch reell vorhanden sein kann— entschieden, so fängt man vorsichtig damit an, davon zu profitieren. Sei es die Pathologie mit dem breitesten Rücken, ich meine natürlich die Migräne, oder irgendwelche obskure neurologische oder rheumatologische Beschwerden, man kann als Patient/in jederzeit und unobjektivierbar die Symptome zu gewünschter Zeit abrufen.                                                                                                                                                                                                                                                  Kannst du mir bitte dies oder das machen, holen, bringen, erledigen usw. tönt es dann, aus dem meist abgedunkelten Schlafzimmer, durch die Wohnung ;oder man wird mit weinerlichem Ton aufgefordert  sich doch endlich ums Nachtessen der Kinder zu kümmern ,damit man sie dann gebührlich mit den Zubettgehriten ,wie Zähneputzen, Baden, Geschichtenvorlesen, Nochmalpipimachen und schliesslich Beten,  versehen, zur Ruhe legen kann. Ein anderer ,nicht zu verachtender Vorteil, besteht darin, dass man unerwünschten Anlässen—wie Firmen oder Familienfesten—guten Gewissens fernbleiben kann; dann heisst es ,es tut mir ja so leid aber du musst absagen, mir geht es so schlecht heut. Auch zur Urlaubswahl  taugt die Krankheit sehr. Du weisst doch, dass ich –wahlweise—in den Bergen, Städten, am Meer,  in den Tropen in kalten Gebieten, bei starkem Wind etc. Anfälle habe und du willst ja nicht dass ich dir damit den Urlaub vermiese. Wen wundert’s, dass manchem Gesunden ab und zu der Kragen platzt! und dass solche Ehen, nachdem die Kinder raus sind, meist in die Brüche gehen, es sei denn, dass, wie ein Wunder, die ach so praktische chronische Krankheit plötzlich „ausgebrannt“ ist. Ja viele Ärzte reden von „ausgebrannten“ Krankheiten, so ist es bekannt, dass nach der Menopause vieles besser wird—vielleicht weil man dann ja Menopause Beschwerden vorschützen kann??—. Die ach so häufig missbrauchte Migräne—deren Timing meist montags oder freitags ist— dauert normalerweise bis zur Pensionierung und hört danach schlagartig auf. Um gerecht zu sein, es gibt fast genauso viele Männer die von ihrer Krankheit profitieren, hier sind aber Herzrhythmusstörungen der absolute Renner. Der Mann greift sich mit Leidensmiene dramatisch an die Brust, atmet heftig und muss sich erst mal hinsetzen nur um nicht—wahlweise— den Müll rausbringen, die Blumen giessen, den Garten pflegen, mit dem Hund oder Kind –trotz Wind und Wetter—spazieren gehen, zu müssen. Die meisten Männer wissen auch ganz genau, wie man eine simple Erkältung zur  Staatsaffäre hochstilisieren kann .  Dieser Erkältete wird dann auch zum Tyrann, mal braucht er Tee, mal Ruhe mal Zuwendung, ja er schwelgt in dieser gefährlichen Krankheit und muss sich danach wochenlang „schonen“. Hätte der –wahlweise—liebe Gott, Schöpfer, die Natur, die Evolution oder sonst etwas,es vergessen den Menschen Krankheiten zu geben wäre das Zusammenleben sicher nicht einfacher, denn die Seele des Menschen hätte andere Unterjochungsmethoden gefunden!

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