Dienstag, 6. Oktober 2015

Sammelwut oder doch Kleptomanie??

In den Achtzigerjahren kam ich, nach meiner Scheidung nach Lausanne, dort hatte ich—durch Beziehungen, anders war es kaum möglich—eine schöne, grosse Wohnung in ruhiger Lage und nur zwei Minuten vom Bahnhof entfernt gefunden. Glücklicherweise hatte ich, durch die Arbeit, einen recht beachtlichen Freundeskreis in dieser Stadt. Ich musste mich neu orientieren, es fiel mir sehr schwer wieder Vertrauen aufzubauen, nach dieser langen, durch Gutgläubigkeit geprägten Zeit. Immerhin zwanzig Jahre hat meine Ehe gehalten und nun war Schluss und ich musste mir eingestehen, dass mein blindes Vertrauen eigentlich blinde Dummheit gewesen war; so etwas soll mir nie mehr passieren, dachte und sagte ich immer wieder. Durch einen meiner, mir befreundeten, Kunden, wurde ich sehr schnell in einen Freundeskreis von mehr oder weniger Gleichaltrigen aufgenommen. Die ersten zwei bis drei gemeinsamen Essen waren so etwas wie ein Test, wie ich später erfuhr. Kurz darauf wurde ich gefragt, ob ich nicht in ihren „Poulet-Klub der acht“ eintreten wolle. Der Klub bestand aus acht nicht verheirateten Personen, jedoch ein Mitglied hatte sich vor nicht allzu langer Zeit verehelicht; nun war ein Platz freigeworden den man mir anbot. Die Klubregeln waren ganz simpel: Ehelosigkeit, alle vier bis sechs Wochen lud ein Mitglied alle anderen zu einem Essen ein in dem immer Poulet “also Hühnchen“ auf dem Tisch sein musste. Die Teilnahme war obligat und das war’s schon. Ich wurde Mitglied und richtete, auf meiner Terrasse, mein erstes Essen aus. Es gab Hühnchen-Variationen, da wir acht Mitglieder waren gab es acht verschieden zubereitetes Hühnchen—noblesse oblige—oder wie heisst es sonst???         

 Ich brauchte eine Putzfrau, nicht wegen dieses Essens, nein einfach um meine schöne Wohnung in Schuss zu halten, also fragte ich meine Klub-Freunde. Alle hatten dieselbe Putzfrau, die aus dem Balkan stammte. Und alle waren begeistert von ihren Qualitäten. Leider hatte diese sehr nette Dame keine Zeit um sich auch um mich, beziehungsweise meine Wohnung und Wäsche, zu kümmern. Ich fand eine Portugiesin, eine schon etwas ältere Frau, die mich bemutterte. So gepflegt war meine Wohnung, als ich noch verheiratet war, nie gewesen, nur konnte ich ihr nicht, wie sonst üblich ,da ich ja meist auf Arbeit war wenn sie zum Putzen kam, eine Notiz mit meinen Wünschen dalassen, denn lesen konnte sie nicht! Eines Abends bei einem unsere Klubessen war grosse Aufregung, die Polizei war zu den sieben anderen Klubmitgliedern gekommen um zu fragen, ob sie nichts vermissten. Nun überlegten sich, vor allem die weiblichen Klubmitglieder, dass doch manchmal ein Wäschestück nicht mehr zum Vorschein gekommen war, aber so was passiert ja immer mal wieder. Der nette Beamte der Stadtpolizei erklärte, dass die so effiziente und nette balkanesische Putzkraft angeklagt worden war, in allen Haushalten wo sie putzte zu stehlen. Ja sie war bei einem älteren Herrn zu weit gegangen und dabei in eine gestellte Falle getappt. Und das war so geschehen. Dieser Herr, ein ehemaliger Gastwirt der nun verwitwet war, kontrollierte seinen Alkoholkonsum und hatte bemerkt, dass in verschiedenen Flaschen das Niveau ohne sein Zutun regelmässig sank. Er war sich bald sicher, dass es nur die „ach so liebe“ Putzfrau sein konnte. Er klagte an und mit Hilfe der Polizei stellte er die Falle, in die die Putzfrau blind hineintappte. Als sie nach getaner Arbeit die Wohnung verliess, standen zwei Polizisten mit dem Wirt zusammen vor der Tür und wollten die grosse Handtasche, beziehungsweise deren Inhalt sehen. Es war ein Volltreffer .Dutzendweise Flaschen und Dosen waren in der Tasche, säuberlich angeschrieben mit: Reis, Zucker, Mehl, Essig, Olivenöl, Cognac usw. auch einige Geschirrtücher waren dabei. Diese  ach so gute Putze war in Lebensmittelläden fast unbekannt, ernährte sie doch ihre achtköpfige Familie ausschliesslich mit dem Mitgebrachten aus vielen Haushalten und mit selbstgeerntetem Obst und Gemüse, ja selbstgeerntet in den vielen Schrebergärten am Stadtrand. BH’s, Höschen, Strümpfe, Blusen und auch Pullis wollten die verschiedenen Frauen nicht zurückhaben wer trägt schon gerne Sachen, die die Putzfrau ausgeweitet hat?

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