Mittwoch, 11. November 2015

Karrieren

Was einem in der Jugend beigebracht wurde kann einem das Leben vergällen. Ja, hat man zuhause und in der Schule eine gute Erziehung genossen, kann einem das schon in den Lehrjahren—ob Berufslehre oder Hochschulstudium—zum Verhängnis werden. Früher, so scheint mir, war dem nicht so. Aber jetzt sind Tugenden wie Fleiss, Ehrlichkeit, Wissbegierde, Strebsamkeit, Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit und Demut nicht nur kaum noch gefragt, sondern immer suspekt! Man wird als Streber oder gar als Anbiederer—manchmal selbst als Arschkriecher— wahrgenommen und verschrien, wenn man sich einfach wohlerzogen benimmt. Und so ist es dann auch im Berufsleben oder in den Klubs und Parteien. Wer durch Redlichkeit und harte Arbeit auf der Karrieren-Stufe hochsteigen will kommt nie an; nein Intriganten und Betrüger, welche sich gegenseitig Hilfsstellung geben werden zu Chef(chen)s und sogenannten Führungskräften. Ja und dann lassen sie die links-überholten die Arbeit machen—die sie selbst nie erledigen könnten—und kassieren Lob und Geld fürs nichts tun. Ein klein wenig wars immer schon so aber nun nimmt es überhand. Ein wichtiger Grund mehr, froh darüber zu sein, das Ende meiner Berufszeit schon längst überschritten zu haben, trotzdem regt es mich manchmal auf, wenn noch berufstätige mir ihr Leid klagen, mit inkompetenten fiesen Chef(chen)s zurechtkommen zu müssen.

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