Er war schon mehrmals Minister gewesen, in mehreren
verschiedenen Regierungen und unter mehreren Premierministern bevor ihn –nach
einer erneuten Regierungskriese—der alte Staatspräsident ins Präsidialsamt
einlud und ihm auftrug, mit der Bildung einer neuen Regierung zu beginnen.
Endlich war es so weit, hatte er doch in all den Jahren viele Kröten
schlucken und viele Male seine Meinung
ändern müssen. Im französischen sagt man dazu sehr bezeichnend „retourner sa
veste „ sein Sacco umdrehen! Nun hatte er es geschafft selbst Regierungschef zu
sein und somit endlich die anderen zu Marionetten zu machen.
Schon fast drei Jahre dauerte es nun schon, dass er
mit seiner Frau, die das Rampenlicht mehr noch als die Luft zum Atmen brauchte,
bei jeder Premiere in Theater, Konzert und Oper erschien. Er konnte—als Regierungschef—einfach
an der Eintrittskontrolle vorbei zur Präsidial-Loge gehen und sich an allen Ehrenbezeugungen,
die ihm und seiner Frau entgegengebracht wurden, ergötzen.
Und dann hatte er eine Volksbefragung über eine
Verfassungsänderung—die ihm mehr Befugnisse geben und seine Macht-Position als Regierungschef
sichern sollte, anberaumt. Siegessicher wartete er auf den Ausgang der
Abstimmung, denn er wusste genau, je mehr Jastimmen desto sicherer wird sein Premier-Minister-Posten!
Dann kam der Sprecher
der Wahlkommission und sagte fast flüsternd fünfundsiebzig Prozent
Gegenstimmen. Jetzt erst sah unser desavouierter Premier ein, dass er diese
Volksbefragung mindestens implizit an sein politisches Überleben gekoppelt
hatte.
Als er am nächsten Abend, mit seiner Frau zusammen zur
Premiere ins Opernhaus ging, wurde ihm Wagners Götterdämmerung nicht einmal zum Schwanengesang —denn er wurde
nicht mehr devot begrüsst sondern um seine Eintrittskarte gebeten, die er
natürlich nicht vorweisen konnte. Mit seiner vor Wut schäumenden Ehefrau
verliess er fluchtartig das Theater-Foyer nur um der Masse der Fotoreporter in
die Arme zu laufen.
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