Donnerstag, 30. Oktober 2014

Der Glaube heilt! Der Glaube heilt!

Oh nein dies ist keine religiöse Geschichte, der Titel täuscht. Es geht nicht um das Seelenheil, oder doch? ja sicher auch ein klein wenig. Es war einmal vor etwa fünfzig Jahren in der Stadt Biel-Bienne an der deutsch-französischen Sprachgrenze—später als „Röstigraben“ bekannt geworden, ein älterer Arzt. Der Erzähler, also ich, fand ihn damals alt, denn ich war noch sehr jung. Also der Arzt war so etwa sechzig plus, er hatte einen deutschen Namen und einen französischen Vornamen; gar nicht unüblich in dieser Stadt. Er war Junggeselle und hatte, bis zu ihrem kürzlich erfolgten Tod, mit seiner Mutter zusammen, in der grossen Wohnung wo auch seine Praxis war, gelebt. Auf dem Schild der Praxis  stand“ médecin-chirurgien“ die alte Bezeichnung für Allgemeinpraktiker; darunter hatte er von Hand Homéopathie geschrieben. Die Praxis und das Wartezimmer waren uralt. Die Zeitschriften zum Teil Jahrzehnte alt und zerlesen. Alles war ein wenig schmuddelig. Auch der Anzug, er trug nie einen weissen Kittel, war abgetragen und nicht ganz sauber. Der Arzt plauderte gerne in seinem „ bilingue „ ,erzählte viel von früher, als er in Paris gearbeitet hatte, ja das Leben in Paris….In der Praxis sah man nur Frauen viele alte aber auch jüngere. Wenn ich ihm meine Medikamente präsentierte waren seine Fragen und Bemerkungen sehr  genau und pertinent: er schien mir ein guter Praktiker alter Schule zu sein. Nun befragte ich ihn  zu seinen Patienten. Haben sie Zeit, fragte er es ist eine lange Geschichte. Ich hatte Zeit und war sehr gespannt wie er meine Neugier befriedigen würde. Also früher, sagte er, lief meine Praxis sehr gut ,ich hatte viele Patienten aber vor allem alte Leute, auch recht viel Männer, nicht wie heute.Aber wie sie sehen ist das Quartier überaltert, die Wohnungen sind verlottert und es wohnen fast nur noch Ausländer hier. Einer meiner jungen Kollegen spricht Italienisch und Spanisch, klar das die Patienten zu ihm gehen. Weil ich, in meinem Alter nicht  umziehen wollte, musste ich mir etwas einfallen lassen. Plötzlich habe ich die Lösung gefunden. Wundermittel! Ich habe nie an Homéopathie geglaubt, das war meine Stärke.                        Also, ich habe nicht sehr viele Patientinnen, kann mir also Zeit zum Zuhören nehmen und wenn ich ein organisches Leiden vermute kläre ich alles genau ab .Die meisten haben aber funktionelle Probleme Vegetative Dystonie ( heute wohl BURN OUT genannt) ist die häufigste Diagnose .Und in diesen Fällen kommt der Hokus Pokus.Die Wunderwaffe „ Globuli“, ganz einfache Globuli. Es ist ganz wichtig, das die Patienten nach zwei bis drei Tagen persönlich kommen um die auf sie abgestimmten Globuli zu holen und zu bezahlen bar zu bezahlen. Die Beutelchen sind nicht sehr teuer, aber nicht von der Versicherung bezahlt darum wirken sie auch schnell und gut. Alle glauben dass für sie auf Mass ein Medikament hergestellt wurde, es sind nur reine unberührte Globuli also Zucker—Kügelchen. Nie gebe ich ein Medikament ohne die Patientin zu sehen und nie sofort, es muss speziell hergestellt werden.  Ich beschrifte und fülle die Beutelchen gerne vor dem Fernseher. Und es wirkt, auch die Mund-Propaganda wirkt. Ich habe Patienten von weit her Jura Bern Neuchâtel etc. Tue ich etwa etwas Schlechtes oder Gutes?                                                                                         Solange die Leute, wie in der Kirche, an ein Mysterium glauben wirken meine Globuli. Manchmal fühle ich mich wie ein Pfarrer obwohl ich den Klerus nicht leiden kann.

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