Montag, 20. Oktober 2014

Die Garçonnière

Er war ein self made Man einige seiner Angestellten witzelten immer:“ er hat sich selbst gemacht, man sieht’s„. Er das war Fritz. Seine Schulbildung und Berufslehre war sehr rudimentär.  Er hatte seine kaufmännische Lehre bei einer Pharmafirma, die ein reines Handelsunternehmen war, gemacht. Schon während seiner Ausbildung besuchte er oft  Kunden, wenn gerade Bedarf war und der Aussendienstmittarbeiter nicht zur Verfügung stand .So lernte er viele, ja beinahe alle Kunden wie Ärzte Kliniken und Spitäler, kennen. Nach seiner Lehre machte er sich sehr schnell selbstständig mit dem gleichen Geschäftsmodell wie seine Ausbildungsfirma. Dass er die Kundenkartei mitgenommen hatte war eine Unterstellung, ja fast eine Beleidigung; er brauchte nichts zu stehlen, sein gutes noch junges Gedächtnis war intakt. Er wusste alles über alle Kunden wie Rabatte, Kaufgewohnheit, Bonität und vor allem deren Zahlungsmoral .Er war voller Ideen und sehr Risikobereit, zu verlieren hatte er ja kaum etwas. Seine Mutter—er war ohne Vater grossgeworden—kümmerte sich um die Buchhaltung und das Rechnungswesen. Es war kurz nach dem Krieg in den späten vierziger oder frühen Fünfzigerjahren .Mit einem Kredit von mehreren tausend Dollars ging er in die USA und kam ,mit in Europa noch seltenen Medikamenten, einem Vertrag als Importeur einer namhaften Firma und einer Frau ,zurück. Die Gewinnspanne mit den seltenen Medikamenten war enorm! Dies aber auch kluges Vorgehen und seine Bauernschläue legten den Grundstein zu seinem beachtlichen Vermögen. Jahre später, er war schon Vater von drei Söhnen, mietete er in einem kleinen diskreten Hotel eine Garçonnière, es war eigentlich eine Junior-Suite unterm Dach. Hier konnte er diskret schalten und walten, er waltete oft und nicht immer allein. Er stellte dieses Hotelzimmer seinen Geschäftsfreunden und Partnern zur Verfügung, nutzte es aber oft selbst. Dadurch konnte er die Ausgabe über die Firma laufen lassen .Inzwischen hatte er circa dreissig Angestellte, davon ein gutes Dutzend im Aussendienst .Immer kurz vor Weihnacht war eine mehrtägige Jahresendtagung mit Weihnachtsessen anberaumt. Der Aussendienst wurde in einem Hotel der Stadt untergebracht, nicht da wo er seine Garçonnière hatte aber in der Nähe.  “ Nun begab es sich aber zu der Zeit dass nicht genug Raum in dieser Herberge war“ und einer seiner Mitarbeiter wurde im Nachbarhotel wo sich diese Garçonnière befand, untergebracht. Und siehe da wen überraschte dieser Mitarbeiter auf der Treppe vor der Garçonnière, wen wohl? seinen leicht angetrunkenen halb schon entkleideten Chef in Begleitung der feschen Sekretärin wie er versuchte das Schlüsselloch zu finden, aber dieses Loch fand er nicht. Es war das erste Mal, dass dieser Mitarbeiter ohne lange Diskussion eine gute Lohnanpassung gewährt bekam. 

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