Dienstag, 25. November 2014

Die ach so armen Familienväter.

Es war in den sechziger Jahren, ich war ein junger Ärztebesucher an der  Sprach-Grenze Deutsch-Schweiz West-Schweiz. Dieser Beruf war damals noch nicht offiziell anerkannt; es war mehr eine Mission als ein etablierter Beruf. Somit kamen in diesem Beruf recht verschiedene Charaktere und Berufe zusammen. Ich habe viele verschiedene Berufsleute kennengelernt Ärzte, Apotheker Drogisten waren die meisten, andere hatten ein abgebrochenes Studium in diesen Berufen vorzuweisen. Mehrere waren Flüchtlinge vor allem aus Ungarn die seit 1956 in der Schweiz waren die meisten davon Naturwissenschaftler. Aus welchen Gründen einige Ärzte, trotz gravierendem Ärztemangel, nicht praktizierten sei dahingestellt, bei einigen wurde gemunkelt dass sie  ihre Praxisbewilligung verloren hatten, vielleicht wegen unorthodoxer Methoden, Abtreibungen?? oder Kassenbetrug .Dies war sicher auch der Grund, dass die meisten dieser Mediziner weder Titel noch Beruf auf ihren Visitenkarten angaben, denn die Kunden waren sehr neugierig und es gibt ja Dinge die man nicht gerne erklärt. Wer sich als Arzt präsentierte musste in der Firma als wissenschaftlicher Leiter fungieren, sonst wurden Ärzte von ihren Berufskollegen nicht gerne empfangen, ja viele fühlten sich ausspioniert oder gar kontrolliert. Unter den verschiedenen Ärztebesuchern herrschte damals noch ein gewisser Korporationsgeist, man ging wohlerzogen und anständig miteinander um trotz konkurrierenden Interessen. Nicht Freundschaften, nein freundschaftlicher Umgang war üblich damals. Traf man sich so ging man oft zusammen Kaffee trinken, Wartezeiten mussten ja ausgefüllt werden. Man redete über die Eigenheiten gewisser Kunden aber nie über konkurrierende Produkte. In vielen Ortschaften wusste man wo man  Kollegen zum Essen treffen konnte, es war so eine Art Stammlokal. Eines Nachmittags traf ich drei Kollegen verschiedener Firmen in einem Spital im Jura. Wir verabredeten uns zum Kaffee in einem Lokal; ich war der erste der ankam die anderen folgten bald. Wir schwatzten, hechelten sowohl die Chefs als natürlich auch die Kunden durch bis es Zeit war nach Hause zu fahren, ein jeder in seine Stadt. Als ich die Serviererin zum Zahlen rief, verschwand einer von uns zur Toilette, darauf hatte ich gewartet. Ja dieser Kollege klagte immer über Geldprobleme, er hatte nämlich Familie und mehrere Kinder sowie ein Haus das abbezahlt werden musste. Ich fragte die anderen beiden, kennt ihr ihn? hat er schon mal etwas bezahlt? Die lachende Antwort war: der bezahlt doch nie der hat eine schwache Blase denn jedes Mal wenn’s ans Zahlen geht verschwindet er auf dem Klo. Bitte lasst mich machen, lasst euer Portemonnaie stecken, wir werden und amüsieren. Als der Kollege vom Klo zurückkam, schickte er sich an zu gehen. Da fragte ich ihn, kannst du mir einen Gefallen  erweisen, kannst du mir zehn Franken leihen, sonst kann ich dich diesmal nicht zum Kaffee einladen. Ein riesen Gelächter der Kollegen steigerte seine Wut, er schmiss eins fünfzig—den damaligen Preis für Kaffee—auf den Tisch und ging grusslos. Er ging mit keinen Kollegen mehr Kaffee trinken.

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