Montag, 24. November 2014

Die ach so lieben Nachbarn

Er, das war Thorsten ein Zahnarzt, er war vor Jahren schon, aus Berlin, als Oberarzt in die Universitätsklinik einer Schweizer Stadt gekommen; wo er sein Wissen und seine grosse Erfahrung, an die Studenten, weitergeben konnte. Nach mehreren Jahren eröffnete er eine eigene Praxis in der er vor allem Problempatienten in guten finanziellen Verhältnissen behandelte; eine nicht versiegende Geldquelle. Allerdings blieb er, da er inzwischen habilitiert war, als externer Oberarzt, der Universitätsklinik erhalten. Diese Lehrtätigkeit war ihm sehr wichtig, lernte er dadurch doch immer neue junge Studenten kennen, Studentinnen hingegen erweckten sein Interesse nie. Er war sehr erfolgreich auch in seinen vielen homoerotischen Liebesaffären. Thorsten sah blendend aus der echte „Idealer Schwiegersohn Typus“ keine Spur Tuntenhaft, eher ein Supermann. Nun kaufte er sich ein schönes altes Haus in der besten Wohngegend der Stadt. Der Garten war sehr gross und verwildert, die Vorbesitzerin eine alte Dame, etwas schrullig, liebte den Streit mit den Nachbarn der immer um den“ Schandfleck“ Garten, in so gepflegtem Umfeld, ging.  Die Nachbarn waren sehr erfreut dass so ein netter Mensch das Anwesen gekauft hatte, luden ihn zu Kaffee, Apéro oder sogar zum Essen ein. Natürlich waren sie neugierig und wollten wissen mit wem sie es zu tun hatten, sobald er seinen Beruf und Titel genannt hatte war er integriert. Er antwortete ausweichend auf Fragen nach Familie und sonstigen privaten Dingern. Noch grösser war die Begeisterung der Nachbarn als grosse Gartenbauarbeiten unternommen wurden, dann allerdings nahm eine gewisse Skepsis zu. Ja er ergänzte zu aller erst die Hecken damit die Sicht in das Anwesen kaum noch gegeben war. Nun fuhr schweres Baugerät auf und einige Laster mit Erde verliessen das Grundstück. Was konnte er denn da vorhaben? Durch Fragen an die Bauarbeiter und geschicktes Spionieren wurde bald bekannt, dass er einen grossen Teich anlegte, so ein Biotop. Im folgenden Sommer, die Arbeiter mit ihren Maschinen waren längst abgezogen, hörten die neugierigsten der Nachbarn Gelächter, Planschen und fröhliches Treiben in Thorstens Anwesen. Er hatte ein Natur-Pool mit Biotop gebaut und badete nackt mit mehreren Gästen zusammen. Es war einer der ersten schönen Sommertage. Ein Partyservice kam, baute Grill ,Tische und Zelt auf ,bald begann die Party mit vielen Gästen, Gelächter, und Gekreisch, ja es tönte wie in einem Mädchenpensionat wenn die Oberin nicht zugegen ist. Was auffiel war, dass nur junge Männer, aber keine einzige Frau sich im Grundstück tummelten, soviel sah man immerhin durch die Löcher in der Hecke, die man geschickt vergrössert hatte. Die Party dauerte bis spät Nachts. Auf die kritischen Bemerkungen seiner Nachbarn reagierte er nur mit einem lächelnd gesprochenen „Sorry“ es war meine Einweihungsparty. Er schwamm jeden morgen früh in seinem Teich bevor er zur Arbeit ging, meist in Begleitung eines oder mehrerer junger Männer .Dann sah man einen jungen Mann mit dunkler Haut, wohl ein Asiat, sich um Haus und Garten kümmern. Oft, sehr oft, zu oft nach dem Geschmack der Nachbarn war Party mit nacktschwimmen im Park nebenan, zwar war der Lärmpegel nicht allzu gross, aber immer Party in so einer guten, edlen Wohngegend, das ging zu weit. Einer der Nachbarn, dem das Treiben zu wider war sann auf Abhilfe, es konnte ja nicht ewig so weiter gehen. Nun hatte dieser nette Nachbar einen viel jüngeren Bruder ,der in Amerika, im Staate Arkansas lebte, an der dortigen Universität Mikrobiologie, besonders Parasitologie lehrte und ihn schon lange um einen Besuch gebeten hatte. Es war Ferienzeit und so beschloss der nette Nachbar endlich seinen Bruder zu besuchen. Es war sehr schön die Familie, Frau, Oma und drei Kinder, kennen zu lernen.Da gerade Semesterferien waren  hatten die beiden Brüder sehr viel Zeit für sich, erkundigten die Umgebung und gingen mit den Kindern zum Baden. Leider konnte man nur im neuen Pool der Universität baden da das schönste Freibad—Willow- Springs—ausgerechnet auf Rat des jüngeren Bruders hin geschlossen worden war. Der Grund war eine vermutete Invasion eines seltenen aber äusserst gefährlichen Süsswasser—Parasiten  „Naegleria fowleri“. Fernsehen und Presse hatte weltweit davon berichtet, ein junges Mädchen hatte sich beim Baden diesen meist tödlichen Parasiten eingefangen. Glücklicherweise überlebte das junge Mädchen, dank rascher Hilfe im Spital. Schon nach wenigen Stunden wäre alle Hilfe umsonst gewesen Da dieser kleine Wüstling ins  Gehirn wandert und  kaum zu bekämpfen ist.                                     Nachts ging nun der nette Nachbar gut ausgestattet mit Pumpe Filtersystem und Eimern zu jenem Freibad und auch zu mehreren anderen Tümpeln, filtrierte grosse Mengen Wasser und hoffte dass doch einige der mikroskopisch kleinen Tierchen im Filter hängen geblieben waren .Zur Vorsicht verteilte er das Filtrat auf einige Nährlösungen in mehrere Plastikfläschchen die diskret im Koffer Platz fanden, denn er musste ja beim Rückflug; mehrmals durch die Sicherheitskontrollen.   Nach emotionsgeladenem Abschied flog er, der immer nette Nachbar zurück in die Schweiz.                        Da Thorstens  Boy nach dem Aufräumen so gegen Mittag das Haus verliess um Besorgungen zu machen und im Allgemeinen erst gegen Abend zurück kam, war es dem ach so netten Nachbarn ein Leichtes die kleinen Tierchen, in der Hoffnung ihre Vitalität habe durch den Flug nicht allzu sehr gelitten, in ein ideales natürliches Biotop auszusetzten.  Thorsten, der ausnahmsweise an diesem Abend keine Gäste hatte, wurde vom Boy am nächsten Morgen fiebrig und benommen im Bett gefunden; alle Hilfe war umsonst. Er verstarb  nach kurzer Zeit.                                                        Und so kam es, dass nach einigen Wochen das schöne alte Haus mit dem wunderbaren Biotop zum Verkauf stand.

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