Dienstag, 18. November 2014

Feind hört mit

Es war in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts kurz vor Weihnachten, ja die Jahresendsitzungen waren in dieser Pharma- Firma immer, sofern es der Kalender es zuliess, bis am dreiundzwanzigsten Dezember; mit obligatem Weihnachtsessen und viel Bla Bla.  Der letzte Nachmittag war stets sehr mühsam, die neue Lohnhöhe wurde verhandelt. Aber da man ja nicht zu spät zu Bahnhof wollte und der Chef dies wusste, hoffte er uns überrumpeln zu können. Bei den meisten Mitarbeitern hatte er Erfolg, sie beugten sich seinem Diktat; ich war damals schon aufmüpfig und bekam die Lohnanpassung die ich wollte, ja der Chef hatte Respekt wenn man sich zur Wehr setzte. Wir, das war der Aussendienst- Regionalleiter Westschweiz zwei Kollegen und ich, hetzten zum Bahnhof um den früheren Zug zu erwischen. Da wir in Neuchâtel, Lausanne und Genf wohnten nahmen wir immer den Zug über Biel und nicht über Bern, der modernere Wagen hatte. Als wir zum Zug kamen, sah ich dass in einem Abteil die vier Kollegen von der Konkurrenz sassen, wirklich der direkten Konkurrenz! Ich machte meinen Kollegen ein Zeichen und zeigte auf das Abteil. Vorsichtig und leise setzten wir uns in das Nebenabteil, versteckten uns hinter Zeitungen und schweigend hörten wir zum Nebenabteil hin.  Hatten die wohl etwas zu feiern oder tranken sie aus Gewohnheit ihren an der Minibar gekauften Weisswein. Sie waren glücklicherweise recht laut vor allem nach der zweiten Flasche. Wir hinter unseren Zeitschriften grinsten uns zu, denn wir durften alles aber wirklich alles über Verkaufsstrategie und Kunden mithören. Als ich in Neuchâtel ausstieg wechselten meine Kollegen diskret in den Nebenwagen, ich ging in die andere Richtung um ja nicht gesehen zu werden. Als wir im Januar wieder zu den Kunden gingen, informierten wir beiläufig was wir über diese  Kunden,  oft nicht sehr schmeichelhaftes und vor allem geheimes,  erlauscht hatten. Die Kunden merkten natürlich sofort woher wir diese Informationen haben mussten, ärgerten sich sehr, dass Vertrauliches weitererzählt worden war. Viele davon kauften nicht mehr bei der Konkurrenz sondern bei uns. Fazit nicht nur im Krieg soll man sich stets daran erinnern                  –FEIND HÖRT MIT—

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen