Eigentlich kann man erst seit die
Firma Kodak in den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts ihre Rollbild-Kameras entwickelt und auf den Markt
gebracht hat selbst Bilder machen. Dann zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts
wurden, für die Massen zugängliche, Fotokameras entwickelt.
Als Folge davon findet man im
Nachlass der Verstorbenen und bei Haushaltsauflösungen massenhaft
Familienfotos. Früher meist liebevoll in Alben geklebt und akribisch beschriftet,
später in den legendären Schuhkartons aufbewahrt um dann später wenn einem der
Ruhestand Musse lässt eingeordnet zu werden. Oft endete der Ruhestand nach
kurzer Zeit des Siechtums im kühlen Grab und die Bilder kamen auf Flohmärkten
zum Verkauf. Nur wenige dieser Bilder weckten das Interesse der Sammler. Es
waren komplette Alben, die eine Geschichte erzählten die der Betrachter
nachempfinden konnte und die auch von der Aufnahmetechnik her etwas Besonderes
waren. Etwa hundert Jahre lang blieb alles beim Alten, Kodak und die
Mitbewerber verdienten gutes Geld besonders seit die Farbe das Bild bunt
gemacht hatte.
Aber erst der Niedergang Kodak‘s
und seiner Mitstreiter, mindestens was das Filme-Business betrifft, und der Triumphzug
der digitalen Fotografie und bald darauf der Video-Kameras erlaubte eine quasi
ununterbrochene Dokumentation der Menschen.
Akzeleriert wurde dies durch die
Allgegenwart des Smartphones. Jetzt hat jeder eins und alles wird dokumentiert.
Warum sich die meisten darauf beschränken das Essen im Restaurant zu
fotografieren aber nicht zeigen was nach der Verspeisung und Verdauung aus der Pizza wird ist
nachvollziehbar. Ganz anders ist es mit der Liebesbeziehung, der erste
Händedruck und Kuss, die erste Umarmung, das erste Petting, und der erste
Beischlaf alles einfach alles muss dokumentiert und meist auch im Netz geteilt
werden. Sollte die Beziehung—durch Bilder der Streits belegt—kaputtgehen bleibt
die Erinnerung im Netz, dauert sie fort wird die „Fabrikation“ des Nachwuchses
peinlich genau aufgezeichnet.
Wo die Doku beginnt….und wo sie
endet…. ist je nach Paar unterschiedlich. Ob die Empfängnis gezeigt und die
Geburt gefilmt wird um alle daran teilhaben zu lassen liegt wohl am
sozio-kulturellen Hintergrund. Ich frage mich, was die Abermillionen Kinder dereinst,
wenn sie alt sind, darüber denken.
Mein Leben das nun schon bald 75
Jahre umfasst ist schon, durch viele alte Fotos, sehr gut dokumentiert aber es
sind auch viele Lücken da. Ich sehe zwar wie ich älter geworden bin aber nicht
durch tägliche, Selfies genannte, Selbstaufnahmen. Man könnte ja sicher eine
Software entwickeln wo man im Zeitraffer die Entstehung von Falten, Fettwülsten,
Krampfadern, Altersflecke und Furchen mitverfolgen kann, dies brächte nicht nur
den Schönheitschirurgen sondern auch den Psychiatern eine Riesenwelle von
Patientinnen aber sicher auch Patienten.
Was mit den Unmengen Bildern,
ausgedruckt oder in Rechnern gehortet, nicht nur von Menschen sondern auch und
vor allem von den lieben Haustieren vom Goldfisch bis zum Reitpferd, einst wird
ist nicht absehbar. Oder doch? horten doch immer mehr Hobby-Knipser ihre
Bilderchen in Clouds und das sind wortgemäss Wolken und Wolken sind ja am oder
im Himmel und so kommen Haustiere und Mitmenschen irgendwie schon vor sie endgültig
dort erwartet werden in den HIMMEL.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen