Ja ich, ein
Pazifist, hätte fast einen Menschen umgebracht. Und so ist es gekommen. Es waren
die Siebzigerjahre, ich war Ende
dreissig und hatte mich entschlossen mir in Lausanne eine Wohnung, zur Miete,
zu suchen. Mein Traum war eine grosse Altbauwohnung, die ich —zwar ohne Bestechung—aber mit
Beziehung auch fand. Ich war mit dem Direktor der Kantonalbank gut bekannt,
denn wir sahen uns regelmässig auf Vernissagen, im Theater und in Konzerten, ausserdem hatten wir
gemeinsame Freunde. Er empfahl mich an zwei grosse Immobilien- Verwaltungen,
eine davon hiess Truan (was, auf Französisch, rein phonetisch Gangster,
Betrüger heisst). Ich ging vorsichtshalber erst zur anderen. Es war geradezu
grotesk wie es dort ablief. Ich meldete mich am Schalter und bat Herrn M zu
sprechen. Im hinteren Teil sah ich einen dicklichen hemdsärmeligen
verschwitzten Mitfünfziger der sich an seinem Schreibtisch flätzte. Haben sie einen
Termin kam patzig aus dem kaugummibearbeitenden Mund der Frau—Dame wäre
übertrieben—am Schalter. Meine Antwort war ganz einfach, Herr Direktor J.T. von
der Kantonalbank –Besitzerin der Immobilienfirma— wollte mich bei Herrn M.
anmelden. Nun schlenderte sie zu dem Hemdärmeligen und sagte ihm, so laut dass
ich es hören musste, dieser Typ behauptet, Herr Direktor J.T. habe ihn bei
ihnen angemeldet. Plötzlich erbleichte der Hemdärmelige zog sich eilends
Krawatte und Jacke an und bat mich mit devoten Verbeugungen in sein Büro, liess
Kaffee bringen und fragte mich nach meinen Wünschen. Ich erklärte was ich suchte,
er versicherte mir, dass alle in Frage kommenden Wohnungen mir sofort angeboten
würden bevor sie inseriert würden und instruierte in meinem Beisein seine
Mitarbeiterin darüber. Ich bekam viele Anrufe und besuchte sehr viele Wohnungen
bis ich die Wunschwohnung, schon nach wenigen Wochen fand. diese Wohnung
entsprach meinen Wünschen zu etwa neunzig Prozent; sie war allerdings renovationsbedürftig.
Herr M. stellte mir den technischen Leiter vor und befahl ihm alles in meinem
Sinne zu tun. Wir vereinbarten eine lächerlich tiefe Miete, in Gegenzug sollte
ich die Wohnung nach meinem Gusto und auf meine Kosten erneuern. Ich willigte
ein und fragte Herrn T. nach guten Handwerkern, die er mir auch empfahl. Einige
dieser Handwerker waren wirklich perfekt, mit zwei von ihnen gab’s Probleme.
Der Plattenleger liess seinen Sohn die Nasszellen neu machen, es war
unbrauchbarer Pfusch und ich musste recht deutlich werden! Am Ende hatte ich
schöne Nasszellen zu einem humanen Preis. Und nun zu meinem beinahe-Mordopfer. Er
war aus Süditalien, in der Gegend von Neapel, vor langer Zeit in die Schweiz
gekommen. Seine Offerte war günstig und sein Auftreten ein klein wenig zu devot
.Während der Arbeiten, ich war täglich auf der Baustelle, fragte er mich oft“ machen
wir hier in diesem Zimmer auch die Decke und die Einbauschränke“? meine Antwort
war immer, ja natürlich, alles wird neu gestrichen. Es war auffällig, dass
immer andere junge Arbeiter, die kein Wort Französisch verstanden auf der
Baustelle zu treffen waren. Am Ende waren die Malerarbeiten sehr schön
geworden. Die Rechnung allerdings war doppelt so hoch wie die Offerte. Ich
zitierte den Malermeister in die Wohnung, informierte ihn dass ich eine Erklärung
wegen der Preisüberschreitung wolle. Es gibt keine Preisüberschreitung sagte er
mir, alles was auf der Offerte
figurierte—die sie ja unterzeichnet haben— ist auch so verrechnet! alles andere
was nicht offeriert war muss dazugezählt werden. Erst als er mir zeigte, dass
in jedem Raum, mal eine Wand mal die Decke mal die Fenster etc. nicht
aufgeführt waren begriff ich wie er mich zu betrügen versuchte. Und dann, ja
dann sah ich rot. Wir standen an einem Fenster das nur etwa dreissig Zentimeter
überm Boden war, es war offen. Wutentbrannt stiess ich den kleinen Mann zum
Fenster schrie ihn an und drohte ihm mit der Fremdenpolizei, da ja seine
Arbeiter sicher nicht gemeldet waren. Sollte er mir nicht sofort eine neue
Rechnung entsprechend der Offerte machen,
würde ich nicht davor zurückschrecken ihn aus der dritten Etage auf die Strasse
zu werfen. Ich muss sehr überzeugend gewesen sein, er bestätigte mir alles
schriftlich und bat mich keinem davon etwas zu sagen, erst heute breche ich mein Wort, denn der Mann wäre heute weit
über neunzig!
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