Mittwoch, 23. August 2017

Bilder bilden unser Bewusstsein

Eigentlich kann man erst seit die Firma Kodak in den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts ihre  Rollbild-Kameras entwickelt und auf den Markt gebracht hat selbst Bilder machen. Dann zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurden, für die Massen zugängliche, Fotokameras entwickelt.
Als Folge davon findet man im Nachlass der Verstorbenen und bei Haushaltsauflösungen massenhaft Familienfotos. Früher meist liebevoll in Alben geklebt und akribisch beschriftet, später in den legendären Schuhkartons aufbewahrt um dann später wenn einem der Ruhestand Musse lässt eingeordnet zu werden. Oft endete der Ruhestand nach kurzer Zeit des Siechtums im kühlen Grab und die Bilder kamen auf Flohmärkten zum Verkauf. Nur wenige dieser Bilder weckten das Interesse der Sammler. Es waren komplette Alben, die eine Geschichte erzählten die der Betrachter nachempfinden konnte und die auch von der Aufnahmetechnik her etwas Besonderes waren. Etwa hundert Jahre lang blieb alles beim Alten, Kodak und die Mitbewerber verdienten gutes Geld besonders seit die Farbe das Bild bunt gemacht hatte.
Aber erst der Niedergang Kodak‘s und seiner Mitstreiter, mindestens was das Filme-Business betrifft, und der Triumphzug der digitalen Fotografie und bald darauf der Video-Kameras erlaubte eine quasi ununterbrochene Dokumentation der Menschen.
Akzeleriert wurde dies durch die Allgegenwart des Smartphones. Jetzt hat jeder eins und alles wird dokumentiert. Warum sich die meisten darauf beschränken das Essen im Restaurant zu fotografieren aber nicht zeigen was nach der Verspeisung und Verdauung aus der Pizza wird ist nachvollziehbar. Ganz anders ist es mit der Liebesbeziehung, der erste Händedruck und Kuss, die erste Umarmung, das erste Petting, und der erste Beischlaf alles einfach alles muss dokumentiert und meist auch im Netz geteilt werden. Sollte die Beziehung—durch Bilder der Streits belegt—kaputtgehen bleibt die Erinnerung im Netz, dauert sie fort wird die „Fabrikation“ des Nachwuchses peinlich genau aufgezeichnet.
Wo die Doku beginnt….und wo sie endet…. ist je nach Paar unterschiedlich. Ob die Empfängnis gezeigt und die Geburt gefilmt wird um alle daran teilhaben zu lassen liegt wohl am sozio-kulturellen Hintergrund. Ich frage mich, was die Abermillionen Kinder dereinst, wenn sie alt sind, darüber denken.
Mein Leben das nun schon bald 75 Jahre umfasst ist schon, durch viele alte Fotos, sehr gut dokumentiert aber es sind auch viele Lücken da. Ich sehe zwar wie ich älter geworden bin aber nicht durch tägliche, Selfies genannte, Selbstaufnahmen. Man könnte ja sicher eine Software entwickeln wo man im Zeitraffer die Entstehung von Falten, Fettwülsten, Krampfadern, Altersflecke und Furchen mitverfolgen kann, dies brächte nicht nur den Schönheitschirurgen sondern auch den Psychiatern eine Riesenwelle von Patientinnen aber sicher auch Patienten.

Was mit den Unmengen Bildern, ausgedruckt oder in Rechnern gehortet, nicht nur von Menschen sondern auch und vor allem von den lieben Haustieren vom Goldfisch bis zum Reitpferd, einst wird ist nicht absehbar. Oder doch? horten doch immer mehr Hobby-Knipser ihre Bilderchen in Clouds und das sind wortgemäss Wolken und Wolken sind ja am oder im Himmel und so kommen Haustiere und Mitmenschen irgendwie schon vor sie endgültig dort erwartet werden in den HIMMEL.

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