Donnerstag, 31. August 2017

Opa

Opa Oliver war ein noch recht rüstiger etwa achtzigjähriger Mann. Er war grossgewachsen und recht sportlich. Sein Gang war manchmal ein wenig unsicher,  darum hatte er immer seinen alten Bergstock bei sich mit dem er auch trotz seines respektablen Alters grössere Wanderungen unternahm. Die Unsicherheit kam nicht von den Beinen sondern von seiner nachlassenden Sehkraft, dies war auch der Grund dass er vor einiger Zeit sein Auto dem überglücklichen Enkel verschenkt und den Führerschein abgegeben hatte.
Oliver war sehr bekannt in seinem Stadtteil, er ging Besorgungen machen, auch mal ins Kaffeehaus um mit anderen Menschen zusammen zu sein. Ja Marie, Olivers Ehefrau war schon seit Jahren an Demenz erkrankt und nun, nach einem Sturz, auch noch ans Bett gefesselt. Oliver kümmerte sich um alles, nur eine Pflegerin—jung und hübsch—half einige Stunden morgens und abends bei der Pflege von Maria mit. Oliver flirtete sanft mit der, wie er immer noch sagte, Krankenschwester, wahrte aber  trotz eines gewissen Sehnens, den anstands-Abstand.
An diesem Morgen war Oliver zur Bank gegangen. Er war noch ganz „alte Schule“ und sein Grundsatz war: nur Bares ist Wahres. Er hatte einige grössere Anschaffungen zu machen, denn plötzlich gaben mehrere Maschinen zur fast selben Zeit den „Geist“ auf.
Da die geplanten Ausgaben mehrere Tausend Euros betrugen hatte er eine ganz schöne Stange Geld abgeholt, den Umschlag der Bank in dem das Geld steckte, legte er wie immer ganz unten in den alten Marktkorb. Nun schlenderte  Oliver von Marktstand zu Marktstand und kaufte Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und noch einiges andere ein. Er wurde überall mir Hallo oder guten Tag Oliver begrüsst, denn alle wussten dass er den Kürzel Oli oder gar Olli nicht mochte. Nun schleppte Oliver den recht schwer gewordenen Korb durch die enge Gasse um zur Bushaltestelle zu gehen, der Weg nach Hause war ihm mit dem beladenen Korb einfach zu Mühsam.
Aus einer Toreinfahrt trat ihm ein verwahrloster sichtlich bekiffter junger Kerl mit einem grossen Messer in den Weg. Raus mit dem Geld sagte er leise. Oliver stellte den schweren Korb zwischen seine Beine und fischte sein Portemonnaie aus der Gesässtasche. Dann fingerte er zwei fünf und einen zehn- Euro Schein heraus und schüttelte den nun leeren Geldbeutel demonstrativ aus, um zu zeigen, dass nichts mehr darin war. Als der Bekiffte nach den Scheinen griff, liess Oliver ungeschickterweise das Geld fallen. Beim Bücken nach den Scheinen kam dem Möchtegern-Gangster leider die Stahlspitze des Bergstocks in die Quere, unglücklicherweise durchstach die Spitze Penis und Hoden was—nach dem lauten Schreien zu urteilen—recht schmerzhaft sein musste. Was eigentlich alle Bewohner,  das heisst alle älteren Bewohner der  Stadt,  wussten war, dass Oliver in seiner Jugend Karate-Olympiasieger gewesen war.


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