Montag, 16. März 2015

Fischers Fritz

Ja er hiess wirklich Fritz, seine Frau, die viel jünger als Fritz war, hiess Claudia. Fritz war nun schon Ende fünfzig, Claudia die er sehr jung geheiratet hatte, sie war gerademal achtzehn und von seinem Erfolg als Geschäftsmann geblendet. Kennengelernt hatten sie sich auf Fritzes Geburtstagsparty. Ja er hatte seinen fünfzigsten gross gefeiert und natürlich auch seinen Jugendfreund Emil samt Frau und Tochter eingeladen. Fritz hatte sie zuletzt als kleines Mädchen gesehen, ja und jetzt war sie eine siebzehnjährige Schönheit. Er verknallte sich wie ein Teenager; seine Frau war vor etwa einem Jahr an einem bösartigen Krebsleiden, jämmerlich, gestorben. Diese Geburtstagsparty sollte ihm ein klein wenig über den grossen Verlust hinweghelfen. Claudia machte es ihm sehr leicht, sie machte die ersten Annäherungsversuche, denn Emil, ihr Vater, hatte immer schon seinen Freund als den besten Mann der Welt dargestellt. Leider hatte Fritz keine Kinder. Claudia und Fritz kamen sich an diesem Fest wo auch getanzt wurde also rasch näher, Fritz blühte so richtig auf, wusste aber noch nicht, dass es weitergehen würde. Claudia  machte alles um einen Ferien-Job bei Fritz im Sekretariat zu bekommen, Fritz freute sich, hatte aber Mühe seine Gefühle zu verstecken. Claudia war  sehr hartnäckig, denn auch sie war unsterblich verliebt—oder doch eher fasziniert von diesem weltgewandten noch jugendlich wirkenden Mann— Waren die Gefühle von Fritz nicht auch väterlich da er nie Kinder gehabt hatte, wer weiss? Es kam immer öfter zu harmlosen Zärtlichkeiten, bis Claudia ihm das Versprechen abrang, sollte sie ihre Meinung nicht ändern, würde er nach einem Jahr bei seinem Freund, ihrem Vater Emil,  in aller Form um ihre Hand anhalten. Sie änderte ihre Meinung nicht, blieb aber standhaft denn sie wollte als Jungfrau in die Ehe gehen; Fritz hätte sicher auch nie etwas von ihr verlangt, war er doch ganz Gentleman der alten Schule. Der Antrag wurde zuerst mit einer gewissen Befremdung quittiert, aber sehr bald hatte Claudia auch ihre Eltern überzeugen können und so stand der Hochzeit nichts mehr im Weg. Es wurde eine lustige Feier, die Gäste waren in zwei geteilt, eine Gruppe so um die fünfzig die andere knapp achtzehn. Es mangelte auch nicht an vielen spöttisch-ironischen Witzeleien sowohl aus der jungen Gruppe, aber viel mehr und kritischer aus der Gruppe der älteren Generation.                                                                         
 Ein Jahr Weltreise war das Hochzeitsgeschenk, das Fritz sich selbst und vor allem Claudia machte. Sie kamen sehr glücklich und hochschwanger zurück; ja es schien als ob auch Fritz schwanger war. Das Geschäft war vom eingesetzten Direktor, der schon seit langem die rechte Hand von Fritz gewesen war, erfolgreich weitergeführt worden. Fritz stabilisierte die Strukturen im Geschäft und blieb im Hintergrund. Um nicht mit seiner neuen Frau im selben Haus wie mit der Verstorbenen zu leben, hatte er vor der Abreise während der geheimen Verlobungszeit ein neues Haus bauen lassen in das sie nun einzogen. Es war ein Traumhaus, sie hatten es ja auch gemeinsam erträumt. Zwillinge wurden geboren alle waren glücklich, Fritz blieb zu Hause und kümmerte sich um alles. Er war, wohl bedingt durch sein Alter, ein eher ängstlicher Vater, bei dem kleinsten Hüsteln hätte er schon den Arzt gerufen, würde  ihm Claudia das nicht verboten haben. Die Zwillinge wuchsen heran Fritz langweilte sich nie obwohl er kaum noch in die Firma ging. Trotz ein klein wenig Sport wurde er  mit den Jahren recht behäbig, ja fast schon dicklich. Eines schönen Tages dachte er, als ein entsprechender Film am Fernsehen lief, an eine alte Passion aus seiner frühen Jugend; das Fischen. Ja damals hatte er doch gerne und viel geangelt, auch oft mit Emil, seinem—lustig daran zu denken—Schwiegervater und Freund. Er sprach Emil darauf an. Auch Emil hatte sein Arbeitspensum stark reduzierter war sofort  Feuer und Flamme bei der Idee wieder gemeinsam fischen zu gehen. Bei einer oder eher zwei Flaschen Rotwein wurden Pläne geschmiedet .Forellen-Angeln in Bergbächen, Hochseeangeln wie in Hemingways Alter Mann und das Meer oder um bei Hemingway zu bleiben Forellen-Angeln in den Pyrenäen…. es wurde ein langer Abend, Claudia lag schon lange im Bett, sie lag leider immer öfter allein im Bett, Fritz war wie schon gesagt behäbig geworden er merkte nicht dass seine junge Frau sich langweilte und nach Zärtlichkeit lechzte; lieb war er ja, väterlich lieb, eben nicht so wie ein Gatte. Mit den Zwillingen war er auch sehr lieb das war schon OK, aber sie sie hatte doch Bedürfnisse, sie war noch keine dreissig, das schien Fritz zu vergessen. Ja er vergass in letzter Zeit immer mehr. Die zwei alten—ja so dachte Claudia immer öfter—verreisten nun häufig zum Fischen. Claudia war zu grosser Schönheit erblüht, sie hatte kaum zu arbeiten, dies machten die Dienstboten, und die Zwillinge wurden von der englischen Nanny betreut, zur Schule gebracht, abgeholt, zum Reiten und zur Musikschule gefahren .Was blieb Claudia zu tun ausser zu shoppen und sich zu langweilen. Ihr Abitur hatte sie noch vor der Hochzeit gemacht, dass war aber auch alles an Ausbildung und so kann es nicht verwundern, dass sie wieder mit Freunden aus der Gymnasialzeit anknüpfte. Die meisten hatten ihr Studium abgeschlossen waren zum Teil auch schon verheiratet und Familienväter aber viele waren noch immer in sie verliebt. Sie baute sich eine Art Harem auf, im umgekehrten Sinn, aber ganz bestimmt ohne Eunuchen. Überraschend kamen die beiden Alten nie nach Hause, nein es wurde immer angekündigt, Emils Frau also die Mutter von Claudia war sehr wenig präsent, sie hatte andere Interessen.                                                                                         Also konnte Claudia ihr immer unkonventioneller werdendes Lotter- Leben in vollen Zügen geniessen. Erst als die beiden Alten,  Fritz und Emil, in Alaska einen schweren Autounfall nicht überlebten kam Claudia zur Besinnung. Glücklicherweise wusste keiner im Umfeld, wie sie ihre Freizeit zugebracht hatte. Nun war sie eine sehr reiche, tief trauernde sehr junge bildschöne Witwe mit Zwillingen. Also konnte sie sich ihren zweiten Mann, nach der obligaten Trauerphase, frei aussuchen. Erprobt hatte sie ja recht viele und so nahm sie sich den besten und hungrigsten, der dazu auch sehr gut ausgerüstet war nicht nur seinen eigenen, sondern vor allem ihren, grossen Hunger zu stillen.

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