Susanne hatte sich vor Jahren schon ganz bewusst einen sehr
erfolgreichen Mann geangelt. Dass sie eine äusserst attraktive Frau war, hat ihr bei diesem Plan
nicht geschadet. Sie hatten zwei gesunde Kinder, einen Sohn und eine Tochter,
so ganz die Bilderbuchfamilie. Dazu kam Villa, Hund und Ferienhaus, einfach alles um eigentlich
zufrieden zu sein. Susanne war nun aber mal nicht der Mensch je zufrieden zu
sein, immer verlangte sie nach mehr, viel mehr, ja sie wollte einfach alles.
Über ihre Herkunft wusste Gerhard nicht das Geringste, alle Fragen wurden
ausweichend beantwortet. Nein sie hatte keine Eltern mehr. Nein auch keine
Geschwister. Was sie für eine Schulbildung hatte und ob sie eine
Berufsausbildung gemacht hatte wusste Gerhard nicht genau ,er wusste nur dass
sie, als er sie bei Geschäftsfreunden kennengelernt hatte, eine sehr
einnehmende Person war die auch ein souveränes Auftreten an den Tag legte. Sie
war so ganz beiläufig zum Mittelpunkt des Abends gewordener. Gerhard, der noch
sehr jugendlich wirkende Unternehmer, war von ihr fasziniert. Gerhard führte die, geerbte, grosse, Import Export-Firma ganz alleine, nur er
hatte das Sagen. Susanne machte immer
wieder Pläne wie sie ein noch glamouröseres Leben haben könnte. Auf ihr Drängen
hin war Gerhard schon seit einiger Zeit
in eine politische Partei eigetreten, nun wurde er bedrängt als Abgeordneter zu
kandidieren. Nach langem Zögern und Abwägen sagte er zu. Schon in der Zeit der Kandidatur,
aber erst so richtig nach der brillanten Wahl, begannen die Journalisten mit Recherchen und stiessen
auf viele Ungereimtheiten in der Vergangenheit von Susanne. Sie soll eine
dubiose Vergangenheit als Escort-Dame haben, ja man munkelte gar, dass sie in
ihrer Heimatstadt einem verpönten Gewerbe nachgegangen sein sollte. Ein besonders
cleverer Journalist fand ihre Eltern—auf die sie ja nicht gerade stolz sein
konnte— und machte ein grosses Interview mit dem stadtbekannten Halbbruder der
eine anrüchige Kneipe mit sogenannten „Hinterzimmern“ und Animierdamen besass.
Was die Eltern und der ominöse Halbbruder über Susanne erzählten war
vernichtend. Sie habe aus einer ersten Beziehung einen Sohn, den der Vater, ein
marokkanisches Schlitzohr entführt und bei seiner Mutter in der Nähe von Tanger
versteckt hatte. Dieser Marokkaner sass zurzeit wegen Zuhälterei und Drogen-Delikten
im Knast. Angeblich sei er auch Susannes Zuhälter gewesen. Durch all diese
Berichte kam die Politkarriere Gerhards schnell ins Stocken, dadurch zerfiel
die ach so schöne Ehe und Susanne, die nach den Sternen gegriffen hatte
verschwand von der Bildfläche und aus dem Leben von Gerhard und den Kindern. Sollte
es eine Moral der Geschichte geben würde sie so lauten. “wenn
du nach den Sternen greifst solltest du immer auf dem Boden bleiben“
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