Es war in
einer alteingesessenen Pharmafirma. Gegründet war sie von einem aus Osteuropa
in die Schweiz eigewanderten Apotheker, er war Jude und hatte sich entschieden
in die liberale Schweiz zu kommen, da
hier die Möglichkeit bestand eine Firma zu gründen und seiner Religion ohne
allzu viele Probleme nachzuleben, gab es doch hier in der gewählten Stadt eine
aktive meist unbehelligte jüdische Gemeinde. Nun führte die dritte Generation
die Firma, der Inhaber—Enkel des Gründers—war an Kunst und Kultur viel mehr
interessiert als an Pharma, verschmähte aber die pekuniären Vorteile, die ihm aus der
Familienfirma erwuchsen nicht, im Gegenteil er nahm sie sehr gerne entgegen.
Seine Schwester war Apothekerin und arbeitete Teilzeit in der Firma mit, wohl
vor allem in der strategischen Leitung. Es wurde mal wieder ein
Direktor gesucht und gefunden, in der jüdischen Gemeinde gefunden. Er war Arzt,
Bruder eines berühmten Professors der medizinischen Universitätsklinik.
Schlecht machte er seine Arbeit nicht, im Gegenteil denn er kannte seine Grenzen
und umgab sich mit gut ausgebildeten Mitarbeitern. Das Geschäft florierte. Man
suchte einen Wissenschaftler als Leiter der Forschung, der aber auch
„Public-Relation“ Talent mitbringen sollte. Man fand einen in der Forschung
versierten Arzt—einen jüdischen Arzt aus Israel— der aber seit einiger Zeit in
einem Schweizer Universitätsspital forschte. Nach einigen Monaten, in denen er
sich in der Firma einarbeiten sollte, wurde die Firma aufgefordert, an einem
Kongress ihre Forschungsarbeit auf dem von ihr beackerten Spezialgebiet
vorzustellen. Doktor Moshe Rohm, so wollen wir ihn nennen, der neue Chef der
Forschungsabteilung übernahm ganz selbstverständlich diesen Vortrag. Der
Kongress fand in der Universitätsklinik wo Doktor Moshe Rohm gearbeitet hatte
statt. Es muss noch gesagt werden, dass Doktor Rohm sehr ungepflegt mit
Dreitagebart und Fünftagehemd auftrat, ja eben wie ein zerstreuter
Wissenschaftler. Der Vortrag war eine bunte Mischung aus Inkompetenz,
Überheblichkeit, Phantasmen und wirren Gedanken alles konfus und ohne jegliche
wissenschaftliche Grundlage. Die Publikumsreaktion ging vom betroffenen
Schweigen über ungehemmtes Lachen zu höhnischen Zwischenrufen seiner ehemaligen Kollegen und endete in
einem gewissen Tumult. Dem langjährigen Aussendienstmitarbeiter der Firma, der
natürlich anwesend war fiel die undankbare –ja
eigentlich undenkbare—Aufgabe zu den Firmeninhaber, den er schon als
halbwüchsigen Sohn des Chefs gekannt hatte zu informieren. Im Gespräch stellte
sich heraus, dass Doktor Moshe Rohm auf ein dithyrambisches Zeugnis des
Professors aus jener Universitätsklinik hin, angestellt worden war. Nun bat man
den Langjährigen Mitarbeiter doch so schnell wie möglich, diesem Professor einen Besuch abzustatten und um eine
Erklärung zu bitten. Der Mitarbeiter war
ein alter Fuchs und merkte sofort dass da etwas nicht stimmte, also traf er den
Professor „ganz zufällig“ im Korridor der Klinik. Auf Doktor Moshe Rohm
angesprochen, bat der Professor, ihn
abends nach der Arbeitszeit der Sekretärin in seinem Büro zu besuchen. Der Professor
verwarf seine Hände und sagte „ das ausgerechnet ihre Firma betroffen ist tut
mir ja wirklich sehr leid, aber als Doktor Rohm mich um ein Zeugnis bat ,hatte
ich nicht einmal den Mut es meiner Sekretärin zu diktieren, denn alle im
Institut wussten dass Doktor Rohm absolut unbrauchbar ist und überall mit
besten Zeugnissen weggelobt wurde. Auch ich als—nicht praktizierender—Jude
konnte ihm, meinem Religionsbruder doch
keine Steine in den Weg legen, nein ich war ja so froh ihn endlich loszuwerden,
aber dass ich ihn so wiedersehen musste ist wohl die Rache des Schicksals.
Doktor Moshe Rohm wurde mit einer exorbitanten Abgangsentschädigung
zurück ins gelobte Land geschickt.
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