Donnerstag, 26. März 2015

Unterstützung von Glaubensbrüdern

Es war in einer alteingesessenen Pharmafirma. Gegründet war sie von einem aus Osteuropa in die Schweiz eigewanderten Apotheker, er war Jude und hatte sich entschieden in  die liberale Schweiz zu kommen, da hier die Möglichkeit bestand eine Firma zu gründen und seiner Religion ohne allzu viele Probleme nachzuleben, gab es doch hier in der gewählten Stadt   eine aktive meist unbehelligte jüdische Gemeinde. Nun führte die dritte Generation die Firma, der Inhaber—Enkel des Gründers—war an Kunst und Kultur viel mehr interessiert als an Pharma, verschmähte  aber die pekuniären Vorteile, die ihm aus der Familienfirma erwuchsen nicht, im Gegenteil er nahm sie sehr gerne entgegen. Seine Schwester war Apothekerin und arbeitete Teilzeit in der Firma mit, wohl vor allem in der strategischen Leitung. Es wurde mal wieder ein Direktor gesucht und gefunden, in der jüdischen Gemeinde gefunden. Er war Arzt, Bruder eines berühmten Professors der medizinischen Universitätsklinik. Schlecht machte er seine Arbeit nicht, im Gegenteil denn er kannte seine Grenzen und umgab sich mit gut ausgebildeten Mitarbeitern. Das Geschäft florierte. Man suchte einen Wissenschaftler als Leiter der Forschung, der aber auch „Public-Relation“ Talent mitbringen sollte. Man fand einen in der Forschung versierten Arzt—einen jüdischen Arzt aus Israel— der aber seit einiger Zeit in einem Schweizer Universitätsspital forschte. Nach einigen Monaten, in denen er sich in der Firma einarbeiten sollte, wurde die Firma aufgefordert, an einem Kongress ihre Forschungsarbeit auf dem von ihr beackerten Spezialgebiet vorzustellen. Doktor Moshe Rohm, so wollen wir ihn nennen, der neue Chef der Forschungsabteilung übernahm ganz selbstverständlich diesen Vortrag. Der Kongress fand in der Universitätsklinik wo Doktor Moshe Rohm gearbeitet hatte statt. Es muss noch gesagt werden, dass Doktor Rohm sehr ungepflegt mit Dreitagebart und Fünftagehemd auftrat, ja eben wie ein zerstreuter Wissenschaftler. Der Vortrag war eine bunte Mischung aus Inkompetenz, Überheblichkeit, Phantasmen und wirren Gedanken  alles konfus und ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage. Die Publikumsreaktion ging vom betroffenen Schweigen über ungehemmtes Lachen zu höhnischen Zwischenrufen seiner ehemaligen Kollegen und endete in einem gewissen Tumult. Dem langjährigen Aussendienstmitarbeiter der Firma, der natürlich anwesend war fiel die undankbare –ja  eigentlich undenkbare—Aufgabe zu den Firmeninhaber, den er schon als halbwüchsigen Sohn des Chefs gekannt hatte zu informieren. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Doktor Moshe Rohm auf ein dithyrambisches Zeugnis des Professors aus jener Universitätsklinik hin, angestellt worden war. Nun bat man den Langjährigen Mitarbeiter doch so schnell wie möglich, diesem Professor  einen Besuch abzustatten und um eine Erklärung zu bitten.  Der Mitarbeiter war ein alter Fuchs und merkte sofort dass da etwas nicht stimmte, also traf er den Professor „ganz zufällig“ im Korridor der Klinik. Auf Doktor Moshe Rohm angesprochen, bat  der Professor, ihn abends nach der Arbeitszeit der Sekretärin in seinem Büro zu besuchen. Der Professor verwarf seine Hände und sagte „ das ausgerechnet ihre Firma betroffen ist tut mir ja wirklich sehr leid, aber als Doktor Rohm mich um ein Zeugnis bat ,hatte ich nicht einmal den Mut es meiner Sekretärin zu diktieren, denn alle im Institut wussten dass Doktor Rohm absolut unbrauchbar ist und überall mit besten Zeugnissen weggelobt wurde. Auch ich als—nicht praktizierender—Jude konnte ihm, meinem Religionsbruder  doch keine Steine in den Weg legen, nein ich war ja so froh ihn endlich loszuwerden, aber dass ich ihn so wiedersehen musste ist wohl die Rache des Schicksals.                                                                                                                                                           Doktor Moshe Rohm wurde mit einer exorbitanten Abgangsentschädigung zurück ins gelobte Land geschickt.

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