Samstag, 28. März 2015

Zeitenwandel

Ich erinnere mich, als ich in den frühen Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Altdorf, in der einzigen Apotheke weit und breit arbeitete, hatte ich doch ab und zu Probleme mit dem  Urner Dialekt und auch mit einigen Gepflogenheiten der Kundschaft. So kam eines Tages, ich war alleine in Laden, ein junger bärtiger Mann und sagte „Rekrutenschule“, es war weder seine noch meine Schuld dass ich nichts verstand; denn ich hätte wissen müssen das normalerweise auf diese Aussage hin der Apotheker dem zukünftigen „Landesverteidiger“ folgendes verkaufen musste. Zahnbürste und die dazugehörige Zahnpaste, Rasierapparat mit genügend Klingen Rasierseife und Rasierpinsel, dazu ein grosses Stück Seife und nicht zu vergessen einen s o l i d e n Kamm.  Glücklicherweise konnte ich per Telefon die, frisch operierte, Apothekerin in ihrem Spitalbett erreiche, die mir trotz der Wundschmerzen unter schallendem Lachen die Lage erklärte.                                                           Als routinierter Verkäufer hatte ich die Angewohnheit die Kunden, sollte eine Pause im Heruntersagen ihrer Einkaufswünschen entstehen, nach weiteren Desiderata zu fragen, dies war hier in Altdorf bei vielen, vor allem älteren Kunden, ein grober Fehler, fingen sie doch nach einer Unterbrechung wieder mit ihrer Einkaufsliste von vorne an.  Bald merkte ich dass viele Alte, des Schreibens unkundig, ihre Einkaufsliste die oft sehr gross war, da sie ja für mehrere Familien in ihren Dorf die Einkäufe erledigten, wie ein Gedicht auswendig gelernt hatten und dass jede Unterbrechung sie zwang von Neuem am Anfang zu beginnen.                                                                                Viele Kunden bestellten telefonisch, es handelte sich meist um kleine Dorfläden, die eine geringe Menge Medikamente als Erstversorgung an Lager nahmen, da zu dieser Zeit nur wenig Leute über ein Auto verfügten. Die Anrufe gingen etwa so: Grüezi Herr Dokter ich bruche 10 Aspirin 4 Pflasterpäckli 5 Hustesirup und und und, Danke und Adjö, natürlich kannte der Chef, der jedoch in der Armee für die Sicherheit des Landes sorgte, alle Kunden an der Stimme und musste nicht nach Name und Ort des „Lädelis“ fragen. Auch da half mir die immer noch im Spital weilende Apothekerin, kannte sie doch die Gewohnheiten aller Kunden, es kam kaum zu Fehllieferungen. Ich bin sicher dass alle Kunden heute per Internet bestellen, es geht zwar viel besser aber ich als alter Nostalgiker finde es hatte, damals, schon auch seinen Charme. 

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