Nun war auch noch der geliebte Vater
gestorben, lange Jahre nach der verhassten Mutter. Beide Johanna und Bernhard
hatten sich notgedrungener massen bei den Besuchen, erst noch in der Wohnung,
dann im Heim und zum Ende in der Klinik, abgelöst. Wie jedes Mal wenn sie sich
sahen war es zu Streit gekommen als sie die Besuchszeit festlegten um sich
möglichst aus den Weg zu gehen aber doch
sicherzustellen dass der ,von beiden vergötterte, Vater täglich mindestens
zwei, besser vier Mal besucht würde. Nach der pompösen Trauerfeier—jeder wollte
den anderen übertrumpfen—ging Bernhard nach Hause um in Ruhe zu überlegen, wie
es nun mit dem—sehr grossen—Erbe weitergehen sollte; ob er bald seinen Traum
verwirklichen und mit dem verhassten Job Schluss machen könnte. Das Testament war beiden ja bekannt, der Vater
hatte sie gezwungen ihre Fehde auf Eis zu legen und einen Erbschaftsvertrag zu
unterschreiben. Sie sollten zu gleichen Teilen erben! Der
Termin auf dem Notariat hatte für alle
beide Schwester und Bruder eine grosse
Überwindung bedeutet. So lange zusammen zu sein, erst Mittagsessen, dann der
Termin im Notariat und zum Schluss die Heimfahrt mit dem Vater ins Haus ihrer
zänkerischen Kindheit hatte beiden an den Nerven gesägt.
Was die beiden Streitenden nicht bemerkt
hatten –da sie vor lauter Streit den Vertrag nur oberflächlich gelesen hatten—
war eine im Erbvertrag vorhandene Klausel die vom Humor ihres Vaters zeugte. Im
Vertrag stand, dass sowohl Haus wie Hausrat verkauft werden musste—im
gegenseitigen Einvernehmen—ja jeder noch so keine Verkauf musste schriftlich
dokumentiert und von beiden unterschrieben werden. Alle Objekte die einer der
beiden selbst behalten wollte musste genauso dokumentiert, auf das gesamte Erbe
angerechnet und vom anderen bestätigt werden. Erst nach dem Verkauf der Möbel
und Objekte konnte der Verkauf des Hauses in Angriff genommen werden und erst
dann kamen die beiden an das grosse Aktienpaket und das viele Bargeld heran.
Bernhard wusste genau, dass er wegen des streitbaren Charakters von Johanna
erst nach langen Jahren in den Genuss des ganzen Geldes kommen würde, ja er wäre
dann schon lange Rentner und müsste auf
das viele schöne Geld bis in alle Ewigkeit warten.
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