Mittwoch, 25. März 2015

Wölfchen

Mein Vetter Wolfgang war viele Jahre lang in einer Pharmafirma in Basel in der wissenschaftlichen Dokumentation tätig. Er war sehr begabt und recht clever aber er hatte eine Art seinem Vorgesetzten immer wieder Fallen zu stellen um dann vor Allen seine Dummheit ans Licht zu bringen .Er war nicht faul, nein er war sehr selektiv mit der Arbeit, erledigte was nötig war sehr schnell, klagte aber immer über Zeitmangel um sich wichtigerem zuzuwenden wie Literatur und Kunst—vor allem Kleinkunst—hatte es ihm sehr angetan .Er war recht voraussehend und wusste meist was sein Vorgesetzter ihm als nächste Arbeit auftragen würde. Er bereitete sich darauf vor und wenn dann der Auftrag wirklich kam hatte er wieder Zeit für wichtigeres, privates. Bei einer erneuten Reorganisation kam sein Chef in eine verzwickte Lage, einerseits wollte er den aufmüpfigen Wolfgang endlich loswerden, andrerseits fürchtete er einen überdurchschnittlichen Mitarbeiter nicht ersetzen zu können. Wölfchen kriegte seine wohlverdiente und selbst verschuldete Kündigung.                                              Er machte sich „selbstständig“ arbeitete bei einem befreundeten Ehepaar in einer Beraterfirma—wo er dieselben Fehler machte—allen zu zeigen dass sie dumm seien, er aber sei intelligent. Wegen seiner Liebe zur Kleinkunst versuchte er sich als Artisten—Manager, dieser Flopp wurde zum Desaster. Denn Wölfchen war trotz seiner grossen Intelligenz in vielen Dingen geradezu erschreckend  naiv. Menschenkenntnis hatte er keine, und wurde deshalb weidlich ausgenützt.          Da es ihm immerzu an Geld mangelte, liess er sich gerne zum Essen einladen, auch und vor allem bei seinen Artisten wo immer ein Teller mehr hingestellt werden konnte—was dann im Teller war sei verschwiegen—                                                                                                                                     Zu solchen „Einladungen“ brachte er meistens einige Flaschen aus seinem ehemals gut bestückten Weinkeller mit, soviel er eben tragen konnte da er kein Auto fuhr. Bei so einem Verbrauch ist auch ein grosser Weivorrat bald leer, Wolfgang bestellte munter nach.  Weil er, seit vielen Jahren, ein sehr guter Kunde war lieferten ihm die verschiedenen Weinhändler munter weiter auch wenn noch Rechnungen offen waren. Wölfchen sagte immer, wenn ich vom selben Händler einerseits eine Mahnung andrerseits aber eine Offerte kriege so muss ich mich ja entscheiden! Er entschied sich meist für eine Bestellung, die komischerweise oft auch geliefert wurde. Wie prekär seine Lage wirklich war, hat er selbst nicht mit ansehen müssen, er verstarb an einem massiven Herzinfarkt, nachdem er mir nachts noch an Telefon von pektanginösen Beschwerden erzählt  hatte und mich fragte ob ich ihm bei Gelegenheit Nitroglycerin Pillen besorgen könne, von Ärzten hielt er nicht viel, hatte wohl auch Angst vor deren Urteil.                                                                                            Seine Geschwister mussten leider das Erbe ausschlagen, zu hoch waren die NEGATIVA und so wurde seine schöne Bibliothek in alle Winde verweht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen