Ostersamstag,
der erste schöne warme Tag . Wir sitzen auf einer Terrasse in Malbuisson und
geniessen die Sonne und ein Glas „Vin
jaune“ den typischen Wein des Juras. Plötzlich ein lautes Geknatter, drei
Bikers mit Beifahrerinnen kommen an und stellen ihre Maschinen auf den recht
grossen und klar bezeichneten Behindertenparkplatz. Diese sechs Personen betreten
sehr selbstbewusst die Terrasse und räumen erst mal die Sessel
und den Tisch so zu Recht wie sie es sich wünschen, dann rufen sie ungeduldig
nach der –durch die vielen Gäste leicht
überforderten—Serviererin.Sie bestellen
Getränke Sandwiches und Eisbecher. Etwas später, die Bikers sind schon am Essen
und Trinken, kommt ein Auto mit einem Behindertenzeichen und will auf den
Behindertenparkplatz einbiegen. Als er die Motorräder und wohl auch die Biker
auf der Terrasse sieht hupt er mehrmals ungehalten. Die drei Männer stehen
fluchend auf, man hört deutlich Sätze wie—blöder alter Krüppel, bleiben doch zu
Hause—und stellen die Motos aufs Trottoire. Aus dem nun auf dem für „alte
Krüppel“ reservierten Parkplatz schwingt sich ein noch sehr jugendlicher,sportlicher Mittvierziger auf seinen
schnittigen Rollstuhl und fährt in den benachbarten Supermarkt. Dem grossen
Lachen aller Gäste auf der Terrasse können die Biker nichts abgewinnen, nein
sie legen übereilt den der Rechnung entsprechenden Betrag auf den Tisch und
fahren überstürzt ab, ohne ihre Konsumation zu
verzehren. Mit Riesenkrach verlassen sie den Ort ihrer—in ihren eigenen Augen
wohl—Niederlage. Der Invalide kommt mit seinen Einkäufen aus dem Laden und
schwingt sich behände in sein Auto. Er fährt in dieselbe Richtung wie die drei
Biker mit ihren Beifahrerinnen. Einige Kurven weiter in einer scharfen, vom Schmelzwasser
und Streusplitt rutschigen, Kurve muss der „alte Krüppel“ anhalten, denn die
drei Motos liegen ineinander verkeilt neben der Kurve. Er organisiert ,mit Hilfe seines Mobile-Phones ,die Rettung. Als die vier SAMU
Krankenwagen in grossem Tempo an der Terrasse vorbeirasen ahnen die Gäste
schon, dass da etwas Schlimmes passiert sein musste. Zwei der Beifahrerinnen
hatten mehr Glück als Verstand gehabt, sie hatten nur ein Paar Schürfwunden und
einen Schock, die drei Biker und die
dritte Mitfahrerin ,durften, nach ihren vielen Operationen und monatelanger
REHA ,nun ihre Invalidengerechte Fahrzeuge ganz legal auf Behindertenparkplätzen
abstellen.
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