Freitag, 18. März 2016

Ewige Schwiegermutter

Gudrun hatte drei Töchter. Die jüngste war Anita davor kam Fritzi und zuerst war da noch Rita. Söhne waren keine da, obwohl Gudrun eigentlich nur Söhne gewollt hätte. Seit dem Verschwinden von Arthur, ihrem Ehemann, war es ein reiner Frauenhaushalt zumal auch die Oma und eine Tante da waren. Arthur war eines Tages verschwunden, einfach so ohne Abschied und man hatte nie mehr was von ihm gehört. Die erste war Fritzi die mit einem Freund erschienen war, dieser war, für Gudrun, auf den ersten Blick der ideale Schwiegersohn, denn er war so wie sich Gudrun ihren Sohn erträumt hatte. Blond, blauäugig und muskulös, etwas schlaksig  eben der Schwarm aller Schwiegermütter in spe. Schwanger war Fritzi schon gewesen bevor sie ihren Rolf der—wie scherzhaft gesagt wurde—Weiberwirtschaft vorführte. Alle waren von Rolf begeistert, nur die Oma blieb reserviert skeptisch. Jahre später, Fritzi  und Rolf hatten inzwischen schon drei Kinder, die oft von der kleinen Schwester Anita gehütet wurden, erwischte sie ihren Rolf mit Anita zusammen in einer  so eindeutigen Lage, dass es zum Rausschmiss von Rolf und Anita kam. Fritzi wollte die Scheidung, doch alle— ausser der Oma— versuchten sie zu überreden doch zu verstehen und zu verzeihen. Fritzi blieb hart, trotz des ständigen Drängens von ihrer Mutter Gudrun, bestand sie auf Scheidung. Kaum hatte der Familienrat der Weiberwirtschaft den unumstösslichen Wunsch von Fritzi akzeptiert, Schwupps verlobten sich Rolf und Anita; Gudrun war Seelig ihren so tollen Schwiegersohn nun doch  nicht aufgeben zu müssen. Dass Fritzi der Hochzeitsfeier der beiden Turtelnden fern blieb, ja mit den Kindern weit weg ans andere Ende der Republik zog, ist von nicht beteiligten Beobachtern leicht nachzuvollziehen. Anita und Rolfs Ehe blieb kinderlos, ob sie je glücklich waren kann ein aussenstehender nicht beurteilen, aber es schien schon bald Krach zu geben, denn Anita tolerierte das Rumtreiben und Saufen von Rolf nicht so leicht wie es Fritzi immer getan hatte. Anita und Rolf wohnten zwar in einer eigenen kleinen Wohnung, jedoch im Hause der Weiberwirtschaft. Weil Anita zu bequem zum Kochen war assen sie, zur Freude Gudruns, meist am grossen Familientisch.                    Oft schaffte es Rolf, wenn er besoffen nach Hause kam, nicht bis ins Dachgeschoss und schlief auf dem Sofa unten in der Wohnung der Schwiegermutter ein. Als Rita eines Nachts sich  mal wieder zu Rolf aufs Sofa kuscheln wollte erschrak sie doch sehr als sie Gudrun, ihre Mutter, nicht etwa in Rolfs Armen, sondern Rolf an Gudruns Busen –nicht etwa schlafend sondern saugend—entdeckte. Gudrun und Rita waren sehr vernünftige Frauen, sie beschlossen noch in dieser Nacht, bei einem Glas Wein, sich Rolf zu teilen. Es wurde ein recht witziges Gespräch, die beiden vergassen, dass noch andere im Hause lebten und so waren sie doch sehr betroffen, als Anita ihnen am Frühstückstisch in Gegenwart Omas und der fast vergessenen Tante ,ihre nächtliche Besprechung fast wortgetreu wiederholte. Anita zog aus. Dies war der Anfang von langwierigen Verhandlungen. Gudrun wollte, komme was wolle, ihren Schwiegersohn bei sich behalten, Rita aber tat alles um Rolf aufs Standesamt zu schleppen und so kam es zu einem perversen Kompromiss. Rita wurde die dritte Frau von Rolf, der zum dritten Mal Schwiegersohn von Gudrun wurde. Ob sich Gudrun weiterhin ihren Schwiegersohn ab und zu zur Brust nahm sei dahingestellt. Die immer schon sehr ruhige Tante blieb ruhig, die Oma wurde ganz still.

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