Gudrun hatte
drei Töchter. Die jüngste war Anita davor kam Fritzi und zuerst war da noch
Rita. Söhne waren keine da, obwohl Gudrun eigentlich nur Söhne gewollt hätte. Seit
dem Verschwinden von Arthur, ihrem Ehemann, war es ein reiner Frauenhaushalt
zumal auch die Oma und eine Tante da waren. Arthur war eines Tages
verschwunden, einfach so ohne Abschied und man hatte nie mehr was von ihm
gehört. Die erste war Fritzi die mit einem Freund erschienen war, dieser war,
für Gudrun, auf den ersten Blick der ideale Schwiegersohn, denn er war so wie
sich Gudrun ihren Sohn erträumt hatte. Blond, blauäugig und muskulös, etwas
schlaksig eben der Schwarm aller
Schwiegermütter in spe. Schwanger war Fritzi schon gewesen bevor sie ihren Rolf
der—wie scherzhaft gesagt wurde—Weiberwirtschaft vorführte. Alle waren von Rolf
begeistert, nur die Oma blieb reserviert skeptisch. Jahre später, Fritzi und Rolf hatten inzwischen schon drei Kinder,
die oft von der kleinen Schwester Anita gehütet wurden, erwischte sie ihren
Rolf mit Anita zusammen in einer so
eindeutigen Lage, dass es zum Rausschmiss von Rolf und Anita kam. Fritzi wollte
die Scheidung, doch alle— ausser der Oma— versuchten sie zu überreden doch zu
verstehen und zu verzeihen. Fritzi blieb hart, trotz des ständigen Drängens von
ihrer Mutter Gudrun, bestand sie auf Scheidung. Kaum hatte der Familienrat der
Weiberwirtschaft den unumstösslichen Wunsch von Fritzi akzeptiert, Schwupps
verlobten sich Rolf und Anita; Gudrun war Seelig ihren so tollen Schwiegersohn
nun doch nicht aufgeben zu müssen. Dass
Fritzi der Hochzeitsfeier der beiden Turtelnden fern blieb, ja mit den Kindern
weit weg ans andere Ende der Republik zog, ist von nicht beteiligten
Beobachtern leicht nachzuvollziehen. Anita und Rolfs Ehe blieb kinderlos, ob
sie je glücklich waren kann ein aussenstehender nicht beurteilen, aber es
schien schon bald Krach zu geben, denn Anita tolerierte das Rumtreiben und
Saufen von Rolf nicht so leicht wie es Fritzi immer getan hatte. Anita und Rolf
wohnten zwar in einer eigenen kleinen Wohnung, jedoch im Hause der
Weiberwirtschaft. Weil Anita zu bequem zum Kochen war assen sie, zur Freude
Gudruns, meist am grossen Familientisch. Oft
schaffte es Rolf, wenn er besoffen nach Hause kam, nicht bis ins Dachgeschoss
und schlief auf dem Sofa unten in der Wohnung der Schwiegermutter ein. Als Rita
eines Nachts sich mal wieder zu Rolf
aufs Sofa kuscheln wollte erschrak sie doch sehr als sie Gudrun, ihre Mutter,
nicht etwa in Rolfs Armen, sondern Rolf an Gudruns Busen –nicht etwa schlafend
sondern saugend—entdeckte. Gudrun und Rita waren sehr vernünftige Frauen, sie
beschlossen noch in dieser Nacht, bei einem Glas Wein, sich Rolf zu teilen. Es
wurde ein recht witziges Gespräch, die beiden vergassen, dass noch andere im
Hause lebten und so waren sie doch sehr betroffen, als Anita ihnen am
Frühstückstisch in Gegenwart Omas und der fast vergessenen Tante ,ihre
nächtliche Besprechung fast wortgetreu wiederholte. Anita zog aus. Dies war der
Anfang von langwierigen Verhandlungen. Gudrun wollte, komme was wolle, ihren
Schwiegersohn bei sich behalten, Rita aber tat alles um Rolf aufs Standesamt zu
schleppen und so kam es zu einem perversen Kompromiss. Rita wurde die dritte
Frau von Rolf, der zum dritten Mal Schwiegersohn von Gudrun wurde. Ob sich
Gudrun weiterhin ihren Schwiegersohn ab und zu zur Brust nahm sei dahingestellt.
Die immer schon sehr ruhige Tante blieb ruhig, die Oma wurde ganz still.
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