Neulich sah ich spät abends am Fernseher den alten Film „Le Chat“ aus
dem Jahre 1971 mit Simone Signoret und
Jean Gabin, es war ein Genuss, so gutes Schauspiel ist heute sehr
selten. Dass das Drehbuch nach einem Roman von Georges Simenon—dessen
nicht-Krimi Romane man leider viel zu wenig beachtet— sehr nahe am Roman
angesiedelt ist gibt ihm –neben dem Genie der beiden Darsteller—die
erschütternde Tiefe. Ich selbst bin nun schon zwei Jahre älter als Gabin mit
seinen 72 Jahren geworden ist, in dem
Film war er sogar erst 67 gewesen. Im ganzen Film kommt das Hauptproblem, das nicht mehr miteinander reden zu, wollen,
können, sich trauen, auf sehr
beängstigende Art und Weise zum
Ausdruck. Man spricht sehr viel über die Vereinsamung alter Menschen, die
keinen zum Reden mehr haben, dies kann sicherlich—je nach Charakter und
Veranlagung—sehr schmerzlich sein, aber die Vereinsamung zu zweit, das neben
und nicht miteinander Leben ist um vieles schlimmer. Ich kannte alte Menschen,
bei denen man, blieb man einige Zeit bei ihnen ,den Groll oder gar Hass
richtiggehend fühlen konnte. Ist dieser Hass vielleicht erträglicher als das gleichgültige Nichtwahrnehmen oder
wahrgenommen werden wie es im Film so gut gezeigt wird? Meist bettelt der eine
oder der andere—wenn nicht sogar alle beide— stumm um die Rückkehr des
liebevollen Umgangs früherer Zeiten, aber die sture Verhärtung der Beziehung
verbietet‘s. Gerade bei solchen alten, Hass ausströmenden Paaren kann man,
verunfallt oder stirbt einer der beiden, beobachten—wie im Film auch
gezeigt—dass der andere richtiggehend zusammenbricht. Nach dem Film lag ich
dann noch recht lange wach und sann vor mich hin, über Einsamkeit, Zweisamkeit
und das Leben und Alter im Allgemeinen. Es gibt, sogar in meiner Nähe, alte Paare
die harmonisch schon ein ganzes Leben lang zusammen verbracht haben und deren
einziges Problem wohl darin besteht, dass meist einer vor dem anderen stirbt und
einer dann auf den Tod warten muss, der sich manchmal grausam viel Zeit lässt.
Und dann Sage ich mir, dass ich es eigentlich recht gut habe, im Leben schon manch
schmerzliche Trennungen überwunden zu haben und somit „trainiert“ in die
Zukunft sehen kann. Angst vor der
Vereinsamung habe ich nie gehabt, denn ich bin zwar oft alleine jedoch fühle
ich mich nie Einsam.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen