Freitag, 11. März 2016

Garderobenwechsel Garderobenwechsel

Lydia hatte ein psychologisches Problem. Sie verliebte sich immer wieder, obwohl sie in Petto wusste, dass sie nicht beziehungsfähig war. Na ja schon beziehungsfähig aber sie hatte bisher nie einen Mann gefunden, der die Beziehung so lebte wie sie, Lydia, es sich ausgemalt hatte. Kaum hatte sie jemanden kennengelernt, was bei ihrem Aussehen immer sehr einfach zu bewerkstelligen war, fing schon nach wenigen Monaten die Trennungsphase an. Genauso stürmisch und ungehemmt wie sie in der Balzzeit mit ihren Partnern verfuhr war sie auch in der –oft lange andauernden—Trennungsphase; die Fetzen flogen, Anschuldigungen, die immer unter die Gürtellinie zielten und leider meist auch trafen, waren an der Tagesordnung. Ja mit ihren knapp dreissig Jahren hatte sie –abgesehen von kurzen Flirts—schon ein knappes Dutzend Beziehungen, statt, wie sie es sich so oft erträumt hatte, auf eine Bank im Standesamt, in den Sand gesetzt. Schuld, ja Schuld waren immer die Männer gewesen, die ihre Hingabe und ihre Grosszügigkeit einfach schamlos ausnützten. Nach jeder turbulenten Trennung erzählte sie ihren Freundinnen alles was aus ihrer Sicht mal wieder schief gelaufen war. Ob es nun „sein“ Fussball TV Abend, sein Zuspätkommen, seine Rücksichtslosigkeit, das abflauen seiner sexuellen Gier ihr gegenüber oder sein ewiges Anstarren anderer Frauen war, ihm wurde an allem die Schuld gegeben, alles wurde schlechtgeredet. Dass sie selbst, wie immer, nach wenigen Wochen insgeheim auf der Suche nach einem neuen besseren Partner war und schamlos drauflosflirtete verschwieg sie natürlich, wusste aber insgeheim, dass die Freundinnen sich in diesen Dingen nicht so leicht düpieren liessen. Nun kam ihr Hauptproblem, kaum hatte sie ,sei‘s die Wohnung des Partners verlassen, sei‘s den Partner aus ihrer Wohnung rausgeschmissen, kam sie in eine krankhafte wegwerf und Neukauf Phase. Nichts was sie mit dem „bösen“ Mann je getragen hatte sollte wieder mit ihrem Körper in Berührung kommen.                                                                            Sie kaufte wie wild ein um doch wieder was anzuziehen zu haben—entsprechend billig und schlecht kleidete sie sich auch—.Dies war sicherlich der Hauptgrund ihrer permanenten finanziellen Misere, die sie immer mit neuen grosszügigeren Partnern zu überbrücken trachtete und so den Circulus- vitiosus  am Drehen hielt. Dass sie langsam in ein  Alter kam, wo es nicht mehr so einfach sein würde ihre Spielchen weiter zu ziehen, bedrückte sie, trotz ihrer überheblichen Einbildung, ab und zu doch ein klitzeklein wenig.

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