Lydia hatte ein
psychologisches Problem. Sie verliebte sich immer wieder, obwohl sie in Petto
wusste, dass sie nicht beziehungsfähig war. Na ja schon beziehungsfähig aber
sie hatte bisher nie einen Mann gefunden, der die Beziehung so lebte wie sie,
Lydia, es sich ausgemalt hatte. Kaum hatte sie jemanden kennengelernt, was bei
ihrem Aussehen immer sehr einfach zu bewerkstelligen war, fing schon nach
wenigen Monaten die Trennungsphase an. Genauso stürmisch und ungehemmt wie sie
in der Balzzeit mit ihren Partnern verfuhr war sie auch in der –oft lange
andauernden—Trennungsphase; die Fetzen flogen, Anschuldigungen, die immer unter
die Gürtellinie zielten und leider meist auch trafen, waren an der Tagesordnung.
Ja mit ihren knapp dreissig Jahren hatte sie –abgesehen von kurzen Flirts—schon
ein knappes Dutzend Beziehungen, statt, wie sie es sich so oft erträumt hatte,
auf eine Bank im Standesamt, in den Sand gesetzt. Schuld, ja Schuld waren immer
die Männer gewesen, die ihre Hingabe und ihre Grosszügigkeit einfach schamlos
ausnützten. Nach jeder turbulenten Trennung erzählte sie ihren Freundinnen
alles was aus ihrer Sicht mal wieder schief gelaufen war. Ob es nun „sein“
Fussball TV Abend, sein Zuspätkommen, seine Rücksichtslosigkeit, das abflauen
seiner sexuellen Gier ihr gegenüber oder sein ewiges Anstarren anderer Frauen
war, ihm wurde an allem die Schuld gegeben, alles wurde schlechtgeredet. Dass
sie selbst, wie immer, nach wenigen Wochen insgeheim auf der Suche nach einem
neuen besseren Partner war und schamlos drauflosflirtete verschwieg sie
natürlich, wusste aber insgeheim, dass die Freundinnen sich in diesen Dingen
nicht so leicht düpieren liessen. Nun kam ihr Hauptproblem, kaum hatte sie ,sei‘s
die Wohnung des Partners verlassen, sei‘s den Partner aus ihrer Wohnung rausgeschmissen,
kam sie in eine krankhafte wegwerf und Neukauf Phase. Nichts was sie mit dem
„bösen“ Mann je getragen hatte sollte wieder mit ihrem Körper in Berührung
kommen. Sie kaufte wie wild ein um doch wieder was
anzuziehen zu haben—entsprechend billig und schlecht kleidete sie sich auch—.Dies
war sicherlich der Hauptgrund ihrer permanenten finanziellen Misere, die sie immer
mit neuen grosszügigeren Partnern zu überbrücken trachtete und so den Circulus-
vitiosus am Drehen hielt. Dass sie
langsam in ein Alter kam, wo es nicht
mehr so einfach sein würde ihre Spielchen weiter zu ziehen, bedrückte sie,
trotz ihrer überheblichen Einbildung, ab und zu doch ein klitzeklein wenig.
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