Sonntag, 8. Mai 2016

In der Fremde und Daheim

Jürgen war ein hochqualifizierter Techniker. Ja er war der Beste ,der Troubleshooter,  dieser Firma. Jedes Mal wenn eine der weltweit verkauften kompletten Industrieanlagen, trotz fachgemässen Einbaus nicht so richtig funktionierte wurde Jürgen als Retter geschickt und er kriegte alles wieder hin! Dadurch war Jürgen immer irgendwo auf der Welt am Arbeiten. Zuhause hatte er eine Frau und zwei inzwischen erwachsene Kinder, beide zwar verheiratet aber zum Opa hatten sie ihn noch nicht gemacht. Üblicherweise arbeitete er bis die Anlage wieder perfekt lief, zu viel kostete jeder Tag  seine Firma, wenn die Anlage still stand. So war er manchmal  weit über dreissig Stunden auf Draht bis alles wieder lief, und dann, ja dann gönnte er sich einige Tage Erholungspause. Zu so einer Pause gehörte auch sexuelle Entspannung, die er sich bei seinen Bezügen ja locker leisten konnte. Sei‘s in Asien Lateinamerika oder sonst wo auf der grossen weiten Welt, hübsche, fügsame, junge „Studentinnen“ gab es überall, wobei er am liebsten in den Grossstädten der Industriestaaten arbeitete, denn die Escort-Damen in diesen Städten passen ihm wegen der Professionalität und der ihnen anhaftenden Verruchtheit am besten. Da Jürgen nun schon weit über ein halbes Jahrhundert auf der Welt war, hatte er von Zeit zu Zeit—trotz überaus grosser Lust—Potenz-Probleme. Jürgen war überglücklich, dass er  in der Zeit der effizienten Potenzpillen in dies kritische Alter gekommen war.  Jedes Mal, wenn er mit einem der vielen Girls, Damen oder Dämchen zum Orgasmus kam, flüsterte, stammelte, stotterte, hauchte oder schrie er immer wieder denselben Kosenamen Lilly. Keine der Bettgenossinnen—für die  es ja Arbeit war—irritierte dieser Name, auch wenn sie eigentlich ganz anders hiessen. Einmal, als er von einer längeren Reise, nachdem er auf drei Kontinenten zum Rechten gesehen hatte,  zurück nach Hause kam, es war, rein zufällig pünktlich zu seinem Hochzeitstag, zwang er sich—mit Hilfe von „Chemie“—nach dem gemeinsamen Essen seinen ehelichen Verpflichtungen nachzukommen.                                                                                                 Beim –trotz Pille—nur mit Mühe erreichten Höhepunkt seufzte er aus tiefem Dank heraus mal wieder Lilly Lilly Lilly, was seine Frau Heidi gar nicht toll fand! Wer ist diese Lilly fragte sie nachdem sie ihn recht unsanft von sich gestossen hatte. Seiner gestammelte Erklärung, es handle sich um einen Scherz, ja es sei der Firmen-Name des Herstellers seiner Potenzpille Cialis  „Eli Lilly“ ,schenkte die tief beleidigte Ehefrau Heidi keinen Glauben.



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