Montag, 23. Mai 2016

Pilot

Als sie sich kennen und lieben lernten galten sie in ihrem Freundeskreis als das glamouröse Vorzeigepaar. Ja, dass Gisela und Bert zusammengefunden hatten das war die Sensation. Er, Bert, war der „idealer Schwiegersohn Typ“ Gisela die Verführung in Person, dabei war sie eher diskret und ruhig, aber ihr Aussehen.!!!  Und dann hatten beide ja Traumberufe, Gisela war als Journalistin für die Society-Seiten –bösartige Menschen sagten auch Klatschspalten— in der Lokal-Zeitung zuständig, Bert war Pilot einer Chartergesellschaft für die er meist Geschäftsleute rund um die Welt flog. Die Ehe dauerte nun schon bald zehn Jahre. Kinder hatten sie drei, süsse Kinder fanden alle. Dann eines Morgens, es war kurz vor dem geplanten Urlaub zu zweit, die Kinder waren in den Sommerferien bei den Grosseltern, kam Bert zum Flugplatz um einen Flug nach Rio de Janeiro anzutreten, es war für seine Chartergesellschaft ein sehr wichtiger Flug denn seine Chefs wollten eine—Fusion genannte— feindliche Übernahme des südamerikanischen Konkurenten in die Wege leiten. Aber der Termin war in letzter Minute geplatzt, ob die fadenscheinige Ausrede der Brasilianer nun stimmte oder nur eine Verhandlungs-Taktik war, geflogen wurde heute nicht mehr.   Bert fuhr nach Hause und freute sich darauf  Gisela mit einem Frühstück—es war erst halb sieben—zu überraschen, auch hielt er beim Bäcker an um frische Brötchen zu kaufen. Er war erstaunt und sehr beunruhigt das Auto seines besten Freundes vor der Villa zu sehen. Bert eilte ins Haus, sah keinen im grosszügigen Wohnbereich und eilte die Treppe empor. Er fürchtete schon, Gisela krank und von Ferdinand gepflegt im Bett vorzufinden. Sein Freund Ferdinand war ja der Frauenarzt von Gisela. Seine Befürchtung wurde noch übertroffen, Gisela war zwar im Bett aber weder Krank noch alleine, nein Ferdinand und Gisela waren in so stürmischen Sex vertieft, dass sie nichts von Berts Rückkehr mitbekommen hatten. Erst als Bert sich laut schreiend auf sie stürzte wurde den beiden sexbesessenen Liebhabern bewusst, dass es da noch einen dritten, quasi einen Eindringling, im Liebesnest gab. Es blieb bei einer verbalen, jedoch sehr heftigen Auseinandersetzung. Bert schrie, wie kannst du das mir und unseren Kindern antun. Gisela sagte ganz ruhig, du bist mir schon lange, nicht nur gleichgültig sondern zuwider und die Kinder sind alle drei von Ferdinand. Ja seinen Busenfreund Ferdinand,  der schleunigst das Zimmer verlassen hatte und dessen Auto mit kreischenden Reifen über die Ausfahrt raste, hatte Bert in seiner Raserei fast vergessen. Dies alles lag nun schon einige Tage zurück. Bert sass  erneut im Cockpit seiner Maschine und grübelte nicht nur über seine Ehe, sondern auch über die übertriebenen, unmenschlichen  Forderungen seiner Chefs nach, die ja alle in der, als Büro eingerichteten, Kabine konferierten. Ja das Treffen in Rio war nun doch zustande gekommen. Da entschied Bert, dass ja auch mal ein kleiner Privatjet von den Radarbildschirmen verschwinden müsse.

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