Ein guter, sehr guter
Freund, nennen wir ihn Candide—gebildete Leser werden die Hommage an Voltaire
goutieren—reiste kürzlich nach Äthiopien. Es war eine Kulturreise, die
Besichtigung alter Kirchen und Klöster waren der Grund der Reise. Nach seinen
Erzählungen war der „touristisch-artistische Teil der Reise“ ein Volltreffer.
Was die frühchristlichen Kulturgüter betrifft waren seine Erwartungen weit
übertroffen worden. Als Candide in Frankfurt
in die Maschine von Air Ethiopia einstieg und seinen Platz in der Business-Klasse
einnahm sah er dass nur vier Personen Business gebucht hatten. Ein, nach seinem
Benehmen zu urteilen, Politiker, ein westlicher Geschäftsmann mit Anzug und
Schlips und einem weiteren westlichen Fluggast. Sicherlich war Candide der
einzige, der sein Ticket selbst bezahlt hatte. Nachdem er mit dem dritten
Fluggast, einem Franzosen ins Gespräch gekommen war stellte er fest, dass
dieser Passagier—ein Mitglied der Ärzte ohne Grenzen—auf Kosten der Spender und
mit einer überheblichen Selbstverständigkeit, es sich in dieser Luxus-Klasse gut gehen liess.
Candide begann seine immer grosszügige Spendengewohnheit an Hilfsorganisationen
für Bedürftige Menschen, Staaten und Tierschutz-Organisationen, die er sich,
als Gutmensch, nun schon seit über dreissig Jahren angewöhnt hatte in Frage zu stellen. Muss der
Kerl, fragte Candide sich, mit m e i n e m
Spende-Geld Business fliegen. Dann überlegte sich Candide, was wohl dieser Arzt monatlich für
ein Einkommen habe, er der ja immer auf Mission—also auf Spesen—unterwegs sei ;
und dass er, da er ja im Ausland arbeite keine Steuern zu zahlen habe…..ja dann
platzte Candide der Kragen. Als Candide dann am Ende seiner Reise sich die
letzten zwei Nächte ein Luxus-Hotel in Addis Abeba gönnte, sah er in der neben
der Lobby liegenden Cafeteria seinen "Grenzenlosen" Arzt mit mehreren
Pflegerinnen bei Kaffee und teurem Kuchen die nächsten humanitären Einsätze
besprechen. All diese ach so hilfsbereiten Gutmenschen wohnten—auf
Spender-Kosten in diesem Luxushotel zu etwa US $ 350. — pro Nacht. Somit war
auch das Grenzenlose dieser Organisation—grenzenloses schamloses profitieren
von der Gutgläubigkeit der dummen Spender—erklärt. Da entschloss Candide sich in Zukunft seine Spenden nicht mehr an solche
Organisationen zu senden, sondern persönlich mindestens einmal pro Woche ein
armes junges Mädchen in irgendeinem armen Land der grossen weiten Welt, mit ein bis zweihundert US $ zu unterstützen, denn
diese Direkt-Hilfe wird aufs liebste verdankt und ausser dem Spender und der Beschenkten
profitiert kein Schmarotzer davon.
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