Mit ach und
krach hatte Helmuth sein Abitur und dann sein Studium geschafft. Im Studium
hatte er konsequent die Fakultäten gewechselt, mal dies mal das, Papa hatte
lange zugesehen und auch bezahlt, bis er ihm eines schönen Tages ein Ultimatum stellte. Noch
drei Semester dann hast du einen Abschluss oder
du bekommst von mir nicht einen Cent, damals noch Pfennig, mehr. Helmuth
der inzwischen die dreissig schon um einige Jahre überschritten hatte, schloss
sein Philosophie-Studium mit einer Lizenz ab und konnte somit Papa dazu
überreden ihn doch noch weiterhin zu unterstützen—was dem sehr begüterten Vater
ja nicht schwer fallen konnte—da er noch eine Doktorarbeit angefangen hatte. Nun
hatte dieser gut erzogene etwas füllige, aber immer pikfein gekleidete, Herr
Doktor das Problem eine Arbeit zu suchen. Es war gar nicht so einfach, mit fast
vierzig seine Bewerbungsschreiben zu verfassen, denn allgemein wurde in diesem
Alter Berufserfahrung vorausgesetzt. Auch welche Arbeit er gerne machen würde
war ihm schleierhaft. Papas Hilfe war wieder gefragt. Durch die Väterlichen
Beziehungen fand Helmuth eine Stelle als Assistent des Personalchefs einer grösseren
Firma. Er machte seine Arbeit weder gut noch schlecht, aber mehr wurde ja auch
nicht erwartet. Der plötzliche Herztod des Personalchefs kam, nachdem Helmuth
gut eingearbeitet war. Seine Herkunft und sein Doktortitel sowie seine guten
Umgangsformen ermöglichten es ihn, Helmuth, zum Nachfolger des Verstorbenen zu küren.
Die Jahre vergingen und aus dem etwas fülligen aber sehr gepflegten
Personalchef wurde ein dicker ungepflegter, immer leicht nach Alkohol duftender Mittfünfziger, seine Anzüge waren zwar nicht wirklich schmutzig aber irgendwie
schmuddelig. Es passierte nichts, die Firmenleitung, zu der er als Personalchef
ja auch gehörte, hatte sich wohl an ihn gewöhnt.
Als er eines
Tages mit einer Zahnlücke zur wöchentlichen Direktionssitzung erschien ,wurde
davon kein Aufheben gemacht, aber als er nach einigen Wochen immer noch keinen
Zahnersatz im schwammigen Mund hatte, fragte ihn der Produktionsleiter ob er
nicht zum Zahnarzt gegangen sei. Nein, war seine Antwort, ich habe Angst davor,
ausserdem stört‘s mich nicht besonders. Auch Monate später änderte sich nichts
daran ausser dass nun auch noch der zweite Schneidezahn fehlte.
Somit hatte
der Personalchef des grössten Arbeitsgebers der Stadt einen –um nicht zu sagen
Bisslosen—so doch Zahnlosen Personalchef.
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