Dienstag, 14. Juni 2016

(Bei)Naherholungsgebiet

Eines schönen Samstag nachmittags, morgens hatte es zu sehr geregnet, entschied  diese junge Frau—nennen wir sie Friederike—sich im nahen Walde zu ergehen. Sie brauchte dieses, im Laufen, ruhiges ungestörtes Überlegen. Schon nach den ersten paar Schritten wurde sie auf dem Waldweg durch zwei alte runzelige laut schwatzende, auf Nordic-Walk Stöcke gestützte, den ganzen Weg blockierende Frauen gezwungen ins Gebüsch auszuweichen. Nur wenig hundert Schritte weiter begrüsste sie, mit Pfoten auf die Schultern legen, ein grosser Hund, wohl eine Mischung aus Berner und Appenzeller-Sennenhund. Das laute Rufen des Stumpen rauchenden Besitzers: „der ist lieb, sie müssen ihn nur streicheln dann tut er ihnen nichts“ tönte irgendwie ironisch in Friederikes Ohren. Beim Weitergehen, die berühmte, sagenhafte Wanderlust hatte nun schon einen klitzekleinen Dämpfer bekommen, kam sie zu einem kleinen ,für Fitnesstraining mit Geräten bestückten Plätzchen, auf dem es sich mehrere Familien mit Kindern bequem gemacht hatten. Die Fahrräder und Kinderwagen sowie der Rollator der Oma waren natürlich in wildem Durcheinander auf dem Waldweg abgestellt worden. Friederike musste sich buchstäblich durchs Dickicht quälen um dann wieder auf dem, für Reiter gesperrten Waldweg, mit beiden neuen weissen Turnschuhen in einem Haufen Pferdemist—der wohl vom Himmel gefallen war—zu landen. Durch den Zigarren-Rauch zweier alter schwatzender ungepflegter Männer, die sie an einen immer meckernden Kollegen erinnerten, flüchtete Friederike auf die, den Waldweg kreuzende Strasse und floh aus diesem idyllischen Naherholungsgebiet auf die asphaltierte ruhige Quartiersstrasse.


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