Dienstag, 28. Juni 2016

Babyklappe mal anders

Sofie hatte sehr lange auf ein Kind gewartet. Jedes Mal wenn sie irgendwo im Urlaub war, meist in Drittweltländern, wo die Männer nicht wählerisch sind wenn sie glauben aus Urlaubsaffären Bares gewinnen zu können, liess sie sich mit mehreren Männern ein. Sofie war –mit allem Respekt gesagt—schrecklich hässlich und beinahe schon pathologisch fett, aber luzide genug es zu wissen. Geld hatte sie für westeuropäische Verhältnisse genug, für die Länder des Maghreb war sie reich! stinkreich. Schwarzafrika kam für sie nicht in Frage, denn das eventuelle Resultat ihrer Ferienbemühungen wäre zu auffällig ausgefallen. Ja sie machte Urlaub so oft sie konnte. Zu jedem Eisprung plante sie einen Kurztrip in eins der Länder des Maghreb. Dann endlich mit fast fünfzig Jahren wurde sie schwanger. Ihren Berechnungen nach musste der Vater Tunesier sein. Sie gebar, erstaunlicher Weise ohne die geringste Komplikation, Zwillinge. Es war ein Junge und ein Mädchen. Wie die meisten alten Mütter war sie überängstlich. Weil sie aber alleinerziehende Mutter war, musste sie die Kleinen immer mitnehmen, ob im Supermarkt oder sonst wo zum Einkaufen. Dann als sie ein au Pair Mädchen suchte, fand sie—Ironie des Schicksals—eine junge Tunesierin.
Nun konnte Sofie wieder normal arbeiten um ihren Lieblingen ein schönes Heim zu bieten. Auch Aischa entwickelte sich zu einer lieben Betreuerin, dank ihres jungen Alters sah es fast so aus als ob Aischa mit Puppen spiele.
Sofie war überglücklich. Jetzt im Juni, wo es sehr lange hell blieb, ging Sofie gerne abends, ihren Doppelbabywagen stolz vor sich hin schiebend mit den beiden Kleinen spazieren.
In der Nähe des, bis spät abends geöffneten kleinen Supermarktes erinnerte Sofie sich, dass sie vergessen hatte Pampers zu kaufen. Sie stellte den Babywagen vor dem kleinen Quartierssupermarkt ab, nahm die beiden Babys raus und balancierter sie auf den Einkaufskaddy denn sie war ja viel zu ängstlich ihre Schätzchen auch nur fünf Minutenlang unbeaufsichtigt zu lassen. Es war schon ein Kraftakt—für die immer fetter werdende Sofie— die, dank einer Aktion im Viererpack angebotenen Pampers und die zwei Kids zum Doppelkinderwagen zu bugsieren.
Im ersten Moment glaubte Sofie zu spinnen, im Babywagen lag ein Kind! War das ihr Babywagen? Es war kein anderer Wagen da, also musste es ihrer sein. Auch die Namen ihrer beiden Kleinen standen ja, von Aischa schnörkelreich angeschrieben, da. Das Hauptproblem war erst Mal die Zwillinge in und das fremde Baby aus dem Wagen zu bringen ohne dass der Kaddy davonrollte. Sofie sah, als der erste Schock vorbei war, dass an der Strampelhose ein Zettel angeheftet war. Wo habe ich jetzt meine Brille fragte sich die immer noch sehr verwirrte Sofie? Endlich las sie, den mit ungelenker Schrift bedeckten Zettel: bite nim meinem klein Kefin ,ich kann  nich um ihn sorgn—gott wird  dich dankn.
Und so kam Sofie zu—zwar unechten—aber gesunden Drillingen.



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