Freitag, 10. März 2017

Blamage einer „Mehrbesseren“ Dame

Es war in den frühen Neunzigerjahren des Zwanzigsten Jahrhunderts—fast so etwas wie die gute alte Zeit ,in den Flugzeugen der ehemaligen Crossair gab’s noch Champagner und Aschenbecher—als ich Zeuge dieser grossen Peinlichkeit, nein dieser  unerhörten Blamage wurde.
Eine ganze Anzahl Ärzte, die von einem mehrtägigen Kongress in Paris zurück nach Bern flogen, waren im Warteraum am Pariser Flughafen„Charles de Gaulle“. 
Alle  kannten sich untereinander und ich kannte auch alle, waren es doch zum grossen Teil meine Kunden, meist in Begleitung ihrer Partner, denn nach Paris wollten die meisten ihren Partner  nicht alleine reisen lassen.
Ein Paar fiel besonders auf, er, der Arzt, war ein kettenrauchender schmächtiger Mittfünfziger der immer auf Trab zu sein schien. Seine Frau, eine stattliche Dame, die ihren Gatten um einen guten Kopf überragte, machte nicht wie alle anderen Konversation, nein sie hielt  quasi Audienz!
Bei der Ankunft in Bern, dirigierte sie ihren Mann zur Kofferausgabe um das Luxus-Gepäck auf ein Wägelchen zu laden. Da die beiden ohne Auto waren, hatte ich mich anerboten sie nach Hause zu fahren—was tut man nicht alles für gute Kunden— ? damit sie ihren Sohn nicht zum Flugplatz rufen mussten.  Nun strömten alle dem Ausgang zu. Keiner wurde vom Zöllner behelligt ausser …. Haben sie etwas eingekauft, ist etwas zu verzollen. Das überhebliche recht schnippische Nein blieb den Zöllner wohl—bildlich gesprochen—im Halse stecken. Madame und natürlich auch Monsieur mussten alles, wirklich alles, auspacken. Etwa zwei Drittel der Kleider war fabrikneu und noch mit den Laden -Etiketten versehen, selbst die Kreditkartenbelege die in der neuen grossen Kroko-Tasche säuberlich aufbewahrt waren, erlaubten es dem Zöllner den Betrag des Schmuggelversuchs auf den Rappen genau zu beziffern.
Es war ein sehr teurer Paris-Einkauf geworden, dies wegzustecken war den beiden sicherlich leichter gefallen, als die Blamage vor so vielen Kollegen der ganzen Gegend zu verkraften.
Die versprochene Fahrt zu ihrer Villa verlief recht schweigsam und erst als ich die zwei ausgeladen und verabschiedet hatte brach ein unkontrolliertes wohl ein wenig schadenfrohes zu lange aufgestautes Gelächter aus mir heraus.



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