Ein
Freund hat mir vor vielen Jahren eine Geschichte erzählt, die in seiner
Familie—einer sehr wohlhabenden Familie—immer mal wieder erzählt wurde.
Aber
natürlich nur, wenn die Betroffenen, sein Onkel und dessen Ehefrau nicht dabei
waren. Onkel und Tante waren in den frühen Fünfzigerjahren des letzten
Jahrhunderts mehrmals nach Paris gereist, um sich eine Wohnung, eine
Zweitwohnung, zu suchen. Beide liebten Paris und vor allem das kulturelle
Angebot von dem sie profitieren wollten. Von den vielen Onkeln und Tanten war
Onkel Sebastian der einzige der keine Kinder hatte, dies war wohl auch mit ein Grund,
in Paris einen Zweitwohnsitz zu kaufen um an Familienfesten wie Weihnachten und
Ostern eine gute Ausrede zu haben nicht zu erscheinen; zu den Geburtstagen der
Eltern musste er notgedrungen stets kommen.
Auf
einer dieser Erkundigungsreisen passierte das Ungeheuerliche! Beim Abreisen aus
dem Hotel Ritz an der „Place Vendome“ ihrem bisherigen„Pariser
Heim“ Fragte der Kassierer, ob er die
beiden Bademäntel auch auf die Rechnung
setzen solle. Also hatte Sebastians Frau, Tante Eulelia, die so flauschigen
Bademäntel mit dem schönen Ritz-Logo hinter Sebastians Rücken in die Koffer
gepackt. Mit zorngerötetem Gesicht bezahlte Sebastian die Rechnung mit den
beiden Bademänteln, bar wie es damals vor der Kreditkarten-Zeit üblich war und
verliess fluchtartig das Ritz.
Was
dann geschah und wie die Heimfahrt im grossen Mercedes verlief kann man sich
sehr gut vorstellen. Sebastian, der als ältester Sohn mit seinem Vater zusammen
die Fabrik leitete, war so erzürnt und verwirrt über das Verhalten seiner Frau
Eulelia, dass er am Montag in der Fabrik seinem Vater und den anwesenden
Brüdern seine Schande erzählte.
Seither wurde n i e wieder in seiner Gegenwart
darüber gesprochen es blieb aber bei vielen Festen und in vorgerückter Stunde ein immer wiederkehrendes Thema. Es genügte das Wort „Ritz“ auszusprechen—in welchem kein Mitglied
der Familie, welche einen sehr bekannten seltenen Namen trug je wieder absteigen
konnte—auszusprechen um eine Lachsalve auszulösen.
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