Sie waren ein
seltsames Trio, der alte Hans und seine Frau die Luise und dann die Hauptperson
die zugelaufene Katze. Es war eigentlich ein kastrierter Kater. Er war schon
vor vielen Jahren zugelaufen, hatte sich die zwei alten Menschen als neue
Heimat gesucht, ja er war auf diese zwei Menschen fixiert, so hatte er auch ganz ohne Murren den Umzug vom Land in
die Stadt problemlos mitgemacht. Hans
war schon seit langer Zeit recht gebrechlich, das Herz wollte nicht so wie es sollte,
ausserdem die üblichen Altersprobleme und nun auch noch dieser blöde Diabetes.
Was sollte das, am liebsten ass er ja Süsses alles andere schmeckte ihm einfach
schon lange nicht mehr und jetzt sollte er strenge Diät einhalten, wozu? um
länger zu leben? wozu? was machte denn im Leben noch Vergnügen, was? ausser
Süsses und süsser Kaffee mit viel Sahne. Luise, pflichtbewusst wie sie nun mal
erzogen war, spritzte ihm das Insulin und kochte Diät, ja sie wog alles aufs Gramm genau ab, alles
was dann zum grossen Teil im Teller blieb und dann im Katzenteller landete. Zu
Anfang war Hans noch mobil, ging noch ein wenig spazieren und kaufte die Rauchwaren
und Zeitschriften. Täglich musste Hans seinen Urin auf Zucker untersuchen, dazu
benutzte er eine alte leicht angeschlagene grosse Tasse mit einem Henkel. Zuerst urinierte er eine mehr oder weniger
kleine Menge in die Tasse die er dann auf den Spülkasten stellte, um anschliessend
sein kleines Geschäft ins Klo zu beendigen. Er nahm die Teststreifen, merkte
sich das Resultat, sagte seiner Luise meist „alles in Ordnung“ und ging zum
Tisch wo seine Lieblingsmahlzeit schon auf ihn wartete, das Frühstück. Er
genoss Frühstück und Zeitung, wurde aber bald wieder müde und legte sich mal
kurz aufs Sofa—so ein bis zwei Stündchen—In dieser Zeit, wo Luise ihren dritten
Kaffee trank, die Zeitung ausführlich
las, und ununterbrochen rauchte, schlich sich der Kater ins Bad. Er sprang,
trotz seines schon fast biblischen Alters, auf den Spülkasten beroch den Urin-Rest
seines Herrchens und trank ihn aus, ob des Zuckers darin, oder ob der Anhänglichkeit wegen sei
dahingestellt. Einige Jahre danach starb Hans, alle waren traurig, Luise die
Kinder und Enkel und der Kater. Kurz darauf starb auch der Kater, es war die
Katastrophe für Luise, nun war sie ganz alleine. Beim Aufräumen fanden die
hilfsbereiten Kinder in der Einkaufstasche, die Hans immer zum Zeitungsladen
mitgenommen hatte, hunderte säuberlich ausgeschnittene Rabattmarken, wie sie
auf den Schokolade und Kekspackungen damals zu finden waren, fein säuberlich
sortiert, in dem Seitenfach. Dies als Kommentar zu Diät und Diabetes.
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