Samstag, 7. März 2015

Diabetes

Sie waren ein seltsames Trio, der alte Hans und seine Frau die Luise und dann die Hauptperson die zugelaufene Katze. Es war eigentlich ein kastrierter Kater. Er war schon vor vielen Jahren zugelaufen, hatte sich die zwei alten Menschen als neue Heimat gesucht, ja er war auf diese zwei Menschen fixiert, so hatte er  auch ganz ohne Murren den Umzug vom Land in die Stadt problemlos  mitgemacht. Hans war schon seit langer Zeit recht gebrechlich, das Herz wollte nicht so wie es sollte, ausserdem die üblichen Altersprobleme und nun auch noch dieser blöde Diabetes. Was sollte das, am liebsten ass er ja Süsses alles andere schmeckte ihm einfach schon lange nicht mehr und jetzt sollte er strenge Diät einhalten, wozu? um länger zu leben? wozu? was machte denn im Leben noch Vergnügen, was? ausser Süsses und süsser Kaffee mit viel Sahne. Luise, pflichtbewusst wie sie nun mal erzogen war, spritzte ihm das Insulin und kochte Diät,  ja sie wog alles aufs Gramm genau ab, alles was dann zum grossen Teil im Teller blieb und dann im Katzenteller landete. Zu Anfang war Hans noch mobil, ging noch ein wenig spazieren und kaufte die Rauchwaren und Zeitschriften. Täglich musste Hans seinen Urin auf Zucker untersuchen, dazu benutzte er eine alte leicht angeschlagene grosse Tasse mit einem Henkel.  Zuerst urinierte er eine mehr oder weniger kleine Menge in die Tasse die er dann auf den Spülkasten stellte, um anschliessend sein kleines Geschäft ins Klo zu beendigen. Er nahm die Teststreifen, merkte sich das Resultat, sagte seiner Luise meist „alles in Ordnung“ und ging zum Tisch wo seine Lieblingsmahlzeit schon auf ihn wartete, das Frühstück. Er genoss Frühstück und Zeitung, wurde aber bald wieder müde und legte sich mal kurz aufs Sofa—so ein bis zwei Stündchen—In dieser Zeit, wo Luise ihren dritten Kaffee trank,  die Zeitung ausführlich las, und ununterbrochen rauchte, schlich sich der Kater ins Bad. Er sprang, trotz seines schon fast biblischen Alters, auf den Spülkasten beroch den Urin-Rest seines Herrchens und trank ihn aus, ob des Zuckers  darin, oder ob der Anhänglichkeit wegen sei dahingestellt. Einige Jahre danach starb Hans, alle waren traurig, Luise die Kinder und Enkel und der Kater. Kurz darauf starb auch der Kater, es war die Katastrophe für Luise, nun war sie ganz alleine. Beim Aufräumen fanden die hilfsbereiten Kinder in der Einkaufstasche, die Hans immer zum Zeitungsladen mitgenommen hatte, hunderte säuberlich ausgeschnittene Rabattmarken, wie sie auf den Schokolade und Kekspackungen damals zu finden waren, fein säuberlich sortiert, in dem Seitenfach.                                                                                                                                                                                                                 Dies als Kommentar  zu Diät und Diabetes.

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