Es war in den siebziger Jahren, damals wohnte ich in
Neuchâtel direkt am See. An einem Freitagabend, im Herbst, parkte genau vor
meiner Wohnung ein recht grosser beigefarbener Mercedes mit deutschem
Kennzeichen. Die Personen stiegen aus. Eine alte Frau ein Mann mittleren Alters
eine ebensolche Frau und drei Kinder wohl zwischen vier und neun Jahre alt. Die
beiden Frauen waren mit Kopftuch, langen weiten Kleidern und darüber einem
Regenmantel bekleidet. Der Mann trug Anzug und Weste, kragenloses weisses Hemd und Turban-ähnliche Kopfbedeckung . Dass diese Familie aus dem
Orient stammte war mir sofort klar. Was nun geschah war recht bizarr. Sie
umkreisten das Auto, öffneten alle Türen sowie den Kofferraum der von Gepäck überquoll.
Dann fingen sie an mit einfachsten Mitteln ein Essen zuzubereiten. Aus Taschen
und Körben zauberten sie Esswaren und Thermosflaschen zutage ,gekocht wurde
nicht aber getafelt .Die Eltern sassen quer auf den Autositzen ,die Knie auf
denen je ein Kind untergebracht war, gegen aussen mit den Füssen auf dem Asphalt.
Die Oma und die grössere Tochter sassen alleine aber genauso auf ihren Sitzen.
Immer wieder wurden die Plätze getauscht, es war ein endloses Hin und Her
zwischen den Erwachsenen und den Kindern. Das Autodach diente als Tisch und es
war sehr amüsant die Auslage der Speisen und Dinge zu sehen. Die Oma stand
immer mal wieder auf und verteilte das Essen an alle. Es dauerte Stunden
.Danach verschwand die Mutter erst mit dem einen dann mit dem zweiten Kind im
Gebüsch um Seeufer, die anderen folgten diesem Ritual. Der Vater rauchte
genüsslich mehrere Zigaretten und dann, ja dann quetschten sich alle irgendwie
ins Auto, die Fenster wurden von innen mit Tüchern verhängt und dann wurde es
ruhig im Auto. Es war sehr spannend, das
Aufwachen und das Aufstehritual zu beobachten; wieder die Wanderung aller Familienmitglieder ins Gebüsch am
Seeufer, dann das Frühstück. Keiner verliess die unmittelbare Umgebung des
Autos.Den ganzen Vormittag über machten sie eigentlich nichts ausser ums Auto
herum zu sein. Mittags und abends war eine genaue Wiederholung des Rituals, es
wurde getafelt und sonst passierte einfach nichts auch die Nacht zum Sonntag
verlief genauso wie die erste Nacht. Am Sonntag nach dem Frühstück, die
Getränke mussten inzwischen sicherlich kalt sein, denn gekocht wurde nicht,
packte man alles ein und das Schauspiel
wurde durch die Abfahrt des schönen Mercedes beendet.
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