Ich erinnere
mich, als ich in den frühen Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts in
Altdorf, in der einzigen Apotheke weit und breit arbeitete, hatte ich doch ab
und zu Probleme mit dem Urner Dialekt
und auch mit einigen Gepflogenheiten der Kundschaft. So kam eines Tages, ich
war alleine in Laden, ein junger bärtiger Mann und sagte „Rekrutenschule“, es
war weder seine noch meine Schuld dass ich nichts verstand; denn ich hätte
wissen müssen das normalerweise auf diese Aussage hin der Apotheker dem
zukünftigen „Landesverteidiger“ folgendes verkaufen musste. Zahnbürste und die
dazugehörige Zahnpaste, Rasierapparat mit genügend Klingen Rasierseife und Rasierpinsel,
dazu ein grosses Stück Seife und nicht zu vergessen einen s o l i d e n
Kamm. Glücklicherweise konnte ich per
Telefon die, frisch operierte, Apothekerin in ihrem Spitalbett erreiche, die
mir trotz der Wundschmerzen unter schallendem Lachen die Lage erklärte. Als routinierter Verkäufer hatte ich die
Angewohnheit die Kunden, sollte eine Pause im Heruntersagen ihrer
Einkaufswünschen entstehen, nach weiteren Desiderata zu fragen, dies war hier
in Altdorf bei vielen, vor allem älteren Kunden, ein grober Fehler, fingen sie
doch nach einer Unterbrechung wieder mit ihrer Einkaufsliste von vorne an. Bald merkte ich dass viele Alte, des
Schreibens unkundig, ihre Einkaufsliste die oft sehr gross war, da sie ja für
mehrere Familien in ihren Dorf die Einkäufe erledigten, wie ein Gedicht
auswendig gelernt hatten und dass jede Unterbrechung sie zwang von Neuem am
Anfang zu beginnen. Viele Kunden bestellten telefonisch, es
handelte sich meist um kleine Dorfläden, die eine geringe Menge Medikamente als
Erstversorgung an Lager nahmen, da zu dieser Zeit nur wenig Leute über ein Auto
verfügten. Die Anrufe gingen etwa so: Grüezi Herr Dokter ich bruche 10 Aspirin
4 Pflasterpäckli 5 Hustesirup und und und, Danke und Adjö, natürlich kannte der
Chef, der jedoch in der Armee für die Sicherheit des Landes sorgte, alle Kunden
an der Stimme und musste nicht nach Name und Ort des „Lädelis“ fragen. Auch da
half mir die immer noch im Spital weilende Apothekerin, kannte sie doch die
Gewohnheiten aller Kunden, es kam kaum zu Fehllieferungen. Ich bin sicher dass
alle Kunden heute per Internet bestellen, es geht zwar viel besser aber ich als
alter Nostalgiker finde es hatte, damals, schon auch seinen Charme.
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