In den frühen Siebzigerjahren war
Umweltschutz noch etwas sehr exotisches und die Umweltler zogen Unverständnis
und Spott auf sich. Einige waren echt besorgt um die Umwelt, man muss sich
daran erinnern, dass damals noch in vielen Orten die Abwässer ungeklärt in
unser Seen, Flüsse und Bäche geleitet
wurden. Müll trennen konnte man auch noch nicht, alles wurde in die
Verbrennungsöfen gebracht. Aber es gab damals schon eine kleine Schar sehr
exotisch anmutende Umweltler. Viele davon waren politisch eher links, was in
der Zeit des kalten Krieges zu heftigen erbitterten Auseinandersetzungen
führte. Alle die sich Sorgen um unseren Lebensraum machten waren automatisch
linke Chaoten die unser Wertsystem untergraben und uns an Moskau verscherbeln
wollten. In dieser politisch aufgeheizten Zeit—aus Amerika schwappte die Hippie-Bewegung
auf Europa über—war ich mit einigen Freunden zusammen bei einem Pick Nick im
Jura. Wir waren drei Paare mit insgesamt zwei Kindern. Es war so gegen elf Uhr,
also Apéro-Zeit, als wir den charakteristischen Sound einer „Ente“ in der
Westschweiz Deux chevaux genannt, ganz in unserer Nähe aber durch Gebüsch
versteckt wahrnahmen. Der Motorenlärm dauerte an und wie fingen an uns darüber
zu ärgern, denn wir waren ja im Wald um zu entspannen und nicht, um die nun
wahrzunehmenden stinkenden Abgase der „Ente“ einatmen zu müssen. Wir, die
Männer gingen dann mal nachsehen und entdeckten zu unserer Überraschung eine alte,
mit Aufklebern übersäte „Ente“ mit offenen Fronttüren und laufendem stotterndem
Motor. Nach gefühlten zehn bis fünfzehn Minuten kamen zwei bunt und dreckig gekleidete Hippies sprich Gammler
angeschlendert. Sie hatten Pilze oder Beeren gesucht und wollten sich ins Auto
setzen und wegfahren. Wir baten sie sehr höflich aber auch sehr bestimmt, den
Motor abzustellen und die vielen Aufkleber für die Umwelt und gegen vieles—wie Anti
Vietnamkrieg Anti Atombombe, Anti Apartheit, Anti Autoritäre Erziehung usw. zu entfernen. Sie stammelten, dass sie den
Motor doch nur angelassen hatten weil er so schwer anspringt und so tief im Wald
sicher keine Hilfe zu erwarten sei. Dass im Wald allgemeines Fahrverbot war—wir
hatten unsere Autos am Waldrand abgestellt—war den Umweltlern nicht bewusst! Sie
wollten sich rausreden und vor Allem die „Stickers“ nicht entfernen aber unsere
Entschlossenheit grob zu werden überzeugte sie dass es keinen anderen Ausweg
gebe. Innerlich schmunzelnd aber äusserlich grimmig sahen wir zu wie die
Stickers entfern und, nicht etwa zu Boden sondern brav ins Autoinnere
flatterten. Darauf, ihnen die langen dreckstarrenden Bärte und Haare zu scheren
verzichteten wir, unser Ekel war stärker als der Spass der daraus resultiert hätte.
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